Handelsexpertin zur Galeria-Pleite: "Handel ist brutal"

Dass Online-Shops dem stationären Handel zu schaffen machen, ist bekannt. Aber haben klassische Kaufhäuser überhaupt noch eine Zukunft? Der KURIER fragte bei Cordula Cerha, Handelsexpertin an der Wiener Wirtschaftsuniversität, nach.
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„Es sind keine einfachen Zeiten für Kaufhäuser. Das betrifft aber nicht nur Galeria, sondern es ist ein grundsätzliches Problem der Betriebsform“, erklärt Cerha. Was das Kaufhaus den Konsumenten traditionell geboten habe, erfüllten andere Betriebsformen heutzutage effizienter.
Ursprünglich entstanden Kaufhäuser im 19. Jahrhundert aus Textilhäusern, die ihr Sortiment stetig erweiterten, damit ihre Kunden möglichst viele verschiedene Produkte an einem Ort kaufen konnten. Diese Funktion erfülle nun der Online-Handel. „Heute ist das größte Kaufhaus Amazon“, sagt Cerha. Und trotzdem räumt die Expertin den stationären Kaufhäusern eine Überlebenschance ein.
"Handel ist Wandel"
Dafür müsse sich der stationäre Handel stetig weiterentwickeln und an die Bedürfnisse der Konsumenten anpassen. „Handel ist Wandel und Handel ist brutal! Da wird das, was nicht in Einklang mit den Konsumentenbedürfnissen steht, schnell von anderen Konzepten abgelöst“, so Cerha.
Das bedeute für den stationären Handel, man müsse seine Stärken gegenüber der digitalen Konkurrenz ausspielen. Kunden entschieden anhand des Sortiments, der Bequemlichkeit und des Einkaufserlebnisses, wo sie ihr Geld ausgeben, erklärt Cerha. Während der Online-Handel geradezu unschlagbar ist, wenn es um die Produkt-Auswahl und die Bequemlichkeit des Kaufprozesses geht, tut er sich beim Einkaufserlebnis schwer.
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In diesem Bereich könnten Kaufhäuser punkten, so Cerha. Sie dienen als Ort der sozialen Begegnung und können den Konsum mit Erlebniselementen verbinden. Gleichzeitig können Kaufhäuser beispielsweise mit einer Spezialisierung auf Luxusgüter eine Nische finden. Gelingt das, ist Cerha „fest davon überzeugt, dass der stationäre Handel sehr wohl zukunftsträchtig ist“.
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