Hohe Inflation kippt Doppelabschluss bei Handels-KV

Zusammenfassung
- Wegen der hohen Inflation von 4,0 Prozent im September muss die für 2026 vereinbarte Gehaltserhöhung im Handels-KV neu verhandelt werden.
- Die bisherige Vereinbarung zur Gehaltsanpassung bei einer Inflation ab 3 Prozent wird aufgehoben, neue KV-Verhandlungen sind im Herbst geplant.
- Die stärksten Preistreiber waren Wohnen, Energie und Dienstleistungen, während sich die Teuerung bei Nahrungsmitteln etwas abgeschwächt hat.
Aufgrund der hohen Inflation muss der für zwei Jahre abgeschlossene Kollektivvertrag für Handelsangestellte aufgeschnürt werden. Die Sozialpartner hatten im Vorjahr vereinbart, dass bei einer Inflationsrate von 3 oder mehr Prozent im Zeitraum Oktober 2024 bis September 2025 die KV-Erhöhung für 2026 neu verhandelt werden muss.
Mit den heute veröffentlichten finalen September-Inflationsdaten liegt die rollierende Inflation der letzten zwölf Monate bei über 3 Prozent.
Neue KV-Verhandlungen im Herbst notwendig
Gewerkschaft und Wirtschaftskammer hatten sich im Vorjahr auf eine gestaffelte Gehaltserhöhung für 2026 abhängig von der Inflation geeinigt. Konkret sah die nun hinfällige Vereinbarung für den Handels-KV 2026 folgend aus: Bis zu einer rollierenden Inflation von 2,3 Prozent wären die Gehälter um 0,5 Prozent über der Inflationsrate angehoben worden. Bei einer Jahresinflation von 2,4 und 2,5 Prozent wären 0,4 Prozent aufgeschlagen worden. Bei 2,6 Prozent Teuerung hätte das Plus dann 0,3 Prozent betragen, bei 2,7 Prozent waren nur noch 0,2 Prozent über der Inflation vorgesehen und bei 2,8 Prozent lediglich 0,1 Prozent. Bei 2,9 Prozent Inflation wäre nur die Inflation abgegolten worden. Für einen rollierenden Verbraucherpreisanstieg von drei Prozent oder mehr hatten die Sozialpartner Neuverhandlungen vereinbart.
Der Handel beschäftigt in Österreich rund 450.000 Angestellte und Lehrlinge sowie 120.000 Arbeiterinnen und Arbeiter. Nach dem gekippten Doppelabschluss wollen sich Gewerkschaft und Wirtschaftskammer nun im Herbst auf einen neuen Handels-KV-Abschluss einigen.
Inflation im September auf 4,0 Prozent verlangsamt
Die Teuerungsrate in Österreich lag im September 2025 bei 4,0 Prozent und damit leicht unter dem August-Wert von 4,1 Prozent. Die Statistik Austria hat am Freitag ihre erste Schätzung von Anfang Oktober bestätigt. Gegenüber dem Vormonat ist das allgemeine Preisniveau um 0,2 Prozent gesunken. Die stärksten Preistreiber waren Wohnen und Energie sowie Dienstleistungen. Bei Nahrungsmitteln hat sich die Teuerung etwas verlangsamt.
Der EU-weit vergleichbare HVPI (harmonisierter Verbraucherpreisindex) lag bei 3,9 Prozent. Am stärksten stiegen die Preise bei den Ausgabengruppe Wohnen, Wasser, Energie (+6,0 Prozent), getragen von Haushaltsenergie (+12,8 Prozent). Strom verteuerte sich binnen Jahresfrist um 35,9 Prozent, Mieten stiegen um 4,7 Prozent. Gas (−1,9 Prozent) und feste Brennstoffe (−0,7 Prozent) wirkten dämpfend, Fernwärme war nahezu stabil (−0,1 Prozent). Dienstleistungen insgesamt legten um 4,7 Prozent zu, Restaurants und Hotels um 6,2 Prozent.
Teuerung bei Nahrungsmitteln abgeschwächt
Bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken schwächte sich der Preisauftrieb auf 3,9 Prozent ab. Nahrungsmittel allein stiegen um 3,1 Prozent und trugen nur noch 0,3 Prozentpunkte zur Gesamtinflation bei. Auffällig blieben alkoholfreie Getränke (+10,4 Prozent), darunter Kaffee mit +22,7 Prozent.
Der Mikrowarenkorb, der den täglichen Einkauf widerspiegelt und überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen oder den Kaffee im Kaffeehaus enthält, verteuerte sich um 3,8 Prozent. Das Preisniveau des Miniwarenkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe beinhaltet, stieg im Jahresvergleich um 3,4 Prozent. Beide lagen damit unter der Gesamtinflation.
Im Verkehr lagen die Preise 2,5 Prozent über dem Vorjahr. Treibstoffe wirkten nicht mehr dämpfend (+0,1 Prozent). Im Monatsabstand prägten der saisonale Rückgang bei Flugpauschalreisen (−15,0 Prozent) und teurer gewordene Bekleidung (+12,9 Prozent) das Bild. Der HVPI blieb gegenüber August unverändert bei 3,9 Prozent.
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