Heißer Kampf um jeden Kunden: Welche Neuerungen Grillmarken jetzt auffahren

Steak grillen
Das Beiwort „Dubai“ macht nicht nur Schokolade teuer. Auch bei Grillgeräten zeigt es seine Wirkung. Stolze 261.391,90 Euro kostet der „Dubai Grill“, der teuerste Edelrost der Welt. Konzipiert wurde er von azado, einem Schweizer Hersteller, der das Prunkstück für einen Scheich fertigte und 2019 zusammen mit einem Black-Angus-Rind lieferte. Seitdem ist der Luxusgrill ausverkauft, tourt manchmal zu Sterneköchen nach Europa oder taucht bei der Mailänder Salone del Mobile 2024 aufwendig inszeniert in einer Kirche auf.
Was sich daraus schließen lässt? Griller gibt es für alles und jeden. Der Markt weiß das, folgt den Trends, spürt Innovationen auf, um jedes Kundenbedürfnis abzudecken. Je individueller, desto besser, das gilt auch für den Preis. Wobei hierzulande eine klare Tendenz im Kaufverhalten zu erkennen ist.

Der „azado Dubai Grill“ mit Gold und Kristall kostet 260.000 Euro und ist damit das teuerste Grillgerät der Welt. Ausgeliefert wird er zusammen mit einem in der Schweiz gezüchteten Black-Angus-Rind
Trends aufspüren, Innovationen herausbringen
Bei Obi beginnt die Grillsaison gerade anzulaufen – zwischen März und August fallen 85 Prozent der Grillverkäufe an. Konsumenten wären in den vergangenen zwei Jahren sehr preissensibel, heißt es aus KURIER-Anfrage. Sie greifen zunehmend auf günstige Alternativen zurück, wechseln vom Mittel- ins Einstiegssegment, warten gezielt auf Aktionen oder setzen auf Marken mit „gutem Preis-Leistungs-Verhältnis“. Die Industrie würde darauf reagieren und im günstigen Sortiment aufstocken. Aber auch Innovationen entwickeln, um Neukunden, die mit der Grillerei vielleicht noch nichts am Hut haben, zu erreichen.
Die Show und das Aufgebot waren groß, als Weber, einer der größten internationalen Player am Grillmarkt, vergangenen Donnerstag zum Frühlingsfest im zehnten Wiener Bezirk lud. Im Mittelpunkt: Die Produktneuheiten 2025. Davon gibt es einige, obwohl man denken könnte, dass der Grillmarkt alles bereithält, was der Konsument brauchen könnte. Besonders stolz ist man seitens Weber auf den „Lumin“. Ein kompakter Elektrogriller, der 315 Grad Hitze entwickeln kann und sich jetzt als Smart-Version mit dem Handy steuern lässt. Kosten: 499 Euro und damit eines der günstigsten Modelle, das die Firma zu bieten hat.

Daniel Ipser, Geschäftsführer Weber-Stephen Österreich: „Wir sind Trendsetter, dementsprechend bringen wir viele Neuheiten heraus und werden den ganzen Markt mitziehen“
Zielgruppe dieses Grillers sind die Jungen und Urbanen. „Wir sehen, dass die Nachfrage bei Elektro immer größer wird“, sagt Daniel Ipser, Geschäftsführer von Weber-Stephen Österreich. Und kündigt an, dass Weber darauf künftig einen Fokus legen wird, auch wenn Gas immer noch die Nummer eins in der Nachfrage des Herstellers ist.
Doch auch Frauen sollen stärker adressiert werden, um einen größeren Kundenstock zu erschließen. Noch ist Grillen Männersache (siehe Kasten unten), auf Produkte wie die „Plancha“, einer Gasgrillplatte, auf der Spiegeleier, Gemüse oder Pancakes zubereitet werden können, setzt man große Hoffnung.
- So wird gegrillt: Laut einer Grillstudie des Handelsverbands aus dem Sommer 2024 führt der Holzkohlegrill (44 %) das Ranking an. Danach folgen Gasgrill (25 %), Elektrogrill (16 %), Feuerstelle (5 %) und Smoker (3 %)
- Männersache: Die Rollenverteilung beim Grillen ist konservativ. Für 54 % ist es Männersache, 39 % sagen 50/50 und nur 7 % sehen es als Frauensache
- Weltmarktführer bei Holzkohle- und Gasgrillern ist Weber-Stephen (USA), gefolgt von Napoleon (Kanada)
„Wir wollen Aufmerksamkeit schaffen, dass Grillen nicht zwingend mit Fleisch zu tun hat. Und dass es nicht nur beim Mittag- oder Abendessen eine Rolle spielt, sondern auch beim Frühstück“, erklärt Ipser.
Die Plancha, sei hier angemerkt, ist keine Eigenkreation der US-Marke Weber. Auch im Vösendorfer Fachhandel Grill Heaven ist die Grillplatte heuer hoch im Kurs, wird von zahlreichen Marken angeboten. Darunter Napoleon, eine kanadische Gasgrillmarke, die neben den deutschen Herstellern Santos und Flammkraft zu den beliebtesten Anbietern bei Grill Heaven zählt. Außerdem gern gekauft: die britische Marke Gozney, die für ihre Pizzaöfen bekannt ist. Oder die Keramikgriller von US-Hersteller Big Green Egg, die Hitze nicht nur gut regulieren können, sondern dabei gut aussehen. Und obwohl das Sortiment des Fachhandels groß ist – eine heimische Marke findet sich nicht darunter.

Der Grillmarkt: Ein internationales Business
Der Grund dafür wäre simpel, sagt Christian Kauder von Grill Heaven: „Kleinere Firmen haben den Marketing-Hintergrund nicht.“ Den bräuchte es aber, um im kompetitiven Umfeld zu bestehen. Kurt Straßl ist das bewusst. Der Oberösterreicher gründete 2016 Profi-Grill und zählt damit zu den wenigen österreichischen Grill-Produzenten. „Alle, die ich kenne, sind aus dem Hobby heraus entstanden“, sagt er und nennt als Beispiel den Waldviertler Anbieter James Flames für Plancha-Grilltische.
Straßls Fokus liegt auf hundert Kilo schweren Holzkohle-Edelstahl-Grillern im höheren Preissegment (ca. 2.000 Euro). Rund 100 Stück davon verkauft er pro Jahr – online oder über Messen. Im Bauhaus hätte er keine Chance, vermutet Straßl. „Das ist nicht unser Metier“, sagt er. Denn es brauche die bekannte Marke, den günstigen Preis oder die individuelle Beratung, um beim Kunden zu reüssieren. Wer sich also einen Griller „made in Austria“ anschaffen will, wird die Fühler ausstrecken müssen. Und vielleicht die nächste Grillmesse aufsuchen.
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