Griechen: "Brauchen keinen Schuldenschnitt"

Ein Mann im Anzug steht vor einer EU-Flagge und hält Dokumente.
Finanzminister Stournaras sieht andere Möglichkeiten, um den Schuldenberg abzubauen.

Finanzminister Ioannis Stournaras zufolge braucht Griechenland keinen weiteren Schuldenschnitt. "Wir können unsere Schuldenlast auch auf anderen Wegen verringern", versicherte Stournaras dem Handelsblatt. Denkbar seien niedrigere Zinsen und längere Tilgungsfristen für die bereits gewährten Hilfskredite. Als weitere Möglichkeit nannte Stournaras, die Banken-Rekapitalisierung rückwirkend auf den Rettungsfonds ESM zu verlagern. Damit würden die für die Banken bereitgestellten 50 Milliarden Euro nicht auf die Staatsschulden angerechnet.

Stournaras bestätigte, dass sein Land in den Jahren 2014 und 2015 eine Finanzlücke von rund zehn Milliarden Euro habe. Ein drittes Hilfspaket, wie der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble in der vergangenen Woche angedeutet hatte, sei aber nicht zwingend erforderlich. Griechenland könne die Lücke auch mit Mitteln des bisherigen Rettungspakets schließen. Außerdem will Stournaras bereits in der zweiten Jahreshälfte 2014 den Finanzmarkt mit der Ausgabe einer neuen Anleihe testen.

Allerdings räumte der Finanzminister ein, dass die aktuelle Rendite der griechischen Zehnjahresanleihe von fast zehn Prozent noch viel zu hoch sei, um an den Markt zu gehen: "Natürlich ist es unmöglich, zu diesen Konditionen Geld aufzunehmen", sagte Stournaras, "aber die Renditen werden fallen".

Härte gegen Steuersünder

Der Minister kündigte ein scharfes Vorgehen gegen Steuersünder an. Leider betrachteten viele Griechen die Steuerhinterziehung als eine Art Volkssport. Diese Mentalität will Stournaras mit harten Strafen bekämpfen. Unter der gegenwärtigen Regierung seien bereits mehr als 600 Steuerhinterzieher ins Gefängnis geschickt worden: "Das ist zwar nicht schön, aber wir mussten es machen.“

Im September wollen die Kontrolleure der Europäischen Zentralbank ( EZB), der EU und des Internationalen Währungsfonds ( IWF) detailliert die Reformfortschritte Athens prüfen. Mit Ergebnissen wird erst Anfang Oktober gerechnet. Dann soll die nächste Tranche der Griechenlandhilfen in Höhe von einer Milliarde Euro freigegeben werden.

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