Kunden "wurden zum Narren gehalten": Gepanschter Honig in heimischen Supermärkten

Kunden "wurden zum Narren gehalten": Gepanschter Honig in heimischen Supermärkten
75 Prozent aller Honigproben aus heimischen Supermärkten sind gefälscht und enthalten überwiegend Zuckersirup, zeigen aktuelle Tests.

Honig zählt zu den am häufigsten gefälschten Lebensmitteln, neben Olivenöl. In vielen vermeintlichen Honiggläsern, die man am Markt kaufen kann, ist in Wirklichkeit größtenteils nur aromatisierter Zuckersirup zu finden. Speziell bei importiertem Honig ist die Chance darauf hoch.

In Deutschland flog der Schwindel bereits im Herbst auf, berichtete das ORF-Magazin konkret vorige Woche: Demnach waren 80 Prozent der Honig-Proben aus deutschen Supermärkten gefälscht, also gepanscht. Der Honig war etwa mit Zuckersirup gestreckt.

Drei von vier Proben in Österreich sind eine Fälschung

Nun ließ konkret die Tests auch in heimischen Supermärkten durchführen. Unter notarieller Aufsicht wurden Stichproben von Imkerhonig, Markenprodukten und Eigenmarken der Handelskonzerne gezogen und in zwei Labors getestet. 

Das ernüchternde Ergebnis: 23 von 31 Honigproben aus österreichischen Supermärkten waren gefälscht. Bei denen im Test als gefälscht eingestuften Honigen handelt es sich ausschließlich um importierte Produkte. Für heimische Imker stellen diese mit Billig-Zuckersirup gepanschte Honige eine unfaire Konkurrenz dar, da diese die Großhandelspreise für Honig drücken.

Aufgedeckt wurde der Betrug dies mittels einer relativ jungen Testanalyse, die die Proben mittels DNA-Analyse untersuchte. Es war der bisher erste Einsatz dieser neuen Testmethode bei Honigproben aus österreichischen Supermärkten.

Spar kündigt Untersuchung an

Der Handel hat umgehend reagiert. Die Lebensmittelkette Spar hat eine sofortige Überprüfung sämtlicher Eigenmarken-Honige angeordnet. Diese Honigsorten kommen laut Unternehmen hauptsächlich von österreichischen Imkerinnen und Imkern. Sieben Spar-Honige, die Import-Honig aus Europa enthalten, wurden, bis die Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, aus den Regalen genommen.

Spar hat bislang als einzige heimische Supermarktkette mit einem Verkaufsstopp auf die Untersuchungsergebnisse reagiert.

31 Honigproben aus österreichischen Supermärkten wurden getestet, 23 waren gefälscht. Wer sichergehen möchte, "echten" Honig zu kaufen, sollte bei heimischen Imkern zuschlagen. Die im Test als gefälscht eingestuften Honige waren ausschließlich importierte Produkte.

  • Auf dem Etikett sollte "Herkunftsland Österreich" stehen. Die bloße "Abfüllung in Österreich" gewährleistet nach dieser Untersuchung nicht, dass kein Zuckersirup beigesetzt ist.
  • Einkauf ab Hof bei einem heimischen Imkerbetrieb. Die Bestäubungsleistung der Bienen gewährleistet die Sicherheit unserer Nahrungsmittelversorgung.
  • Ein scheinbar günstiger Preis unter 8 Euro pro halbem Kilogramm ist verdächtig.
  • Achtung: Rot-weiß-rote Fähnchen oder andere Symbole sagen nichts über die tatsächliche Herkunft aus.

Sirup wird nicht als Fälschung erkannt

Honig wird zwar EU-weit stichprobenartig kontrolliert, doch ist der Betrug mittels der angewandten Testverfahren oft nur schwer zu erkennen. 

Honig besteht überwiegend aus Glucose und Fructose, genauso wie jener Sirup, der zum Fälschen verwendet wird. Dem Sirup werden dann oftmals kleine Mengen Honig beigemischt, damit man verschiedene Bestandteile wie etwa Pollen noch bei Untersuchungen findet.

Im Internet kann man recht einfach Fructose-Sirup zur Honig-Produktion kaufen. Die Verkaufsanzeigen versprechen oft sogar recht unverblümt, dass der Sirup bei etwaigen Tests als "Honig" bestehen könne, also nicht als Fälschung erkannt wird.

"Handfester Skandal"

Die Fälschungen seien mittlerweile so gut geworden, dass sie den standardisierten Test in der EU bestehen können, bestätigt Sebastian Theissing-Matei, Greenpeace-Landwirtschaftsexperte. 

Zu den Testergebnissen aus heimischen Supermärkten meint er: "Konsumentinnen und Konsumenten werden scheinbar im großen Stil zum Narren gehalten. Laut den neuen Testergebnissen wird uns Honig verkauft, der zum Teil nur Billig-Zuckersirup enthält. Das ist ein handfester Skandal, der so schnell wie möglich lückenlos aufgeklärt werden muss."

Die Fälschungen könnten schon viel länger am Markt, bisher jedoch unentdeckt geblieben sein.

Greenpeace fordert von Konsumentenschutz-Minister Johannes Rauch auf, die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) anzuweisen, umgehend behördliche Tests durchzuführen. Ebenso sollten Supermärkte und große Honigabfüller zur raschen Aufklärung beitragen, indem sie bei Produkten in ihren Lagern und Regalen Proben ziehen. 

Fälschungen müssten vom Markt verbannt werden, Konsumenten müssten sich so schnell wie möglich wieder darauf verlassen können, dass dort, wo Honig drauf steht, auch wirklich nur Honig drin ist. 

Wer sichergehen möchte, keinen gepanschten Honig zu kaufen, dem wird geraten, zu Honig von österreichischen Imkern zu greifen. Denn da gäbe es keine Anzeichen, dass es sich um gefälschte Produkte handeln könnte.  

9.000 Tonnen Honig werden in Österreich jährlich verspeist. Knapp die Hälfte davon wird von den 35.000 heimischen Imkern und ihren fleißigen Bienen produziert.

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