Die Energiekrise des Jahres 2022, ausgelöst durch die russische Invasion in der Ukraine, spiegelt sich in massiven Preisanstiegen wieder und nährt erhebliche Zweifel an der Versorgungssicherheit in Europa.
Aktuell wieder sinkende Preise im Gas-Großhandel, das Ausbleiben flächendeckender Blackouts, die geglückte Auffüllung der Speicher – wenn auch zu horrenden Kosten – dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass auch das Jahr 2023 ein herausforderndes wird.
Auf Konsumenten-Ebene kommt es wie in Tirol und Vorarlberg zu weiteren Preissteigerungen der Stromanbieter. Und auch die Wirtschaft stöhnt trotz der massiven Energiekostenhilfen im Ausmaß von sieben Milliarden Euro unter ihren gestiegenen Kosten.
Viele Experten warnen vor möglichen neuen Engpässen im kommenden Winter. Global gesprochen gilt: Sollte sich die chinesische Wirtschaft kräftiger erholen als absehbar ist und russische Öl- und Gas-Exporte mehr und mehr ausbleiben, ist das ein durchaus realistisches Szenario. EU-Importverbote für russisches Erdöl und zuletzt auch für raffinierte Produkte wie Diesel, Heizöl oder Schmierstoffe können solche Zweifel kaum abmildern.
Zuletzt warnte auch der Chef der Internationalen Energieagentur IEA, Fatih Birol, vor möglichen neuen Problemen. Zum deutschen Handelsblatt sagte er: „Der nächste Winter bereitet mir Sorgen. Kein russisches Gas, Chinas Comeback als Importeur, wenig Angebotszuwachs: Diese drei Faktoren machen den nächsten Winter zur Herausforderung.“
Speziell was besagten „Angebotszuwachs“ betrifft, ruhen angesichts der Klimakrise die Hoffnungen auf einem möglichst raschen Ausbau der Erneuerbaren.
Der am Mittwoch publizierte Strommarktbericht der IEA, über die weltweite Situation von Angebot und Nachfrage bis 2025, hält freilich fest, dass es dabei ohne Atomkraft nicht gehen wird.
Ausbau Erneuerbarer geht voran
Zu groß ist nach wie vor der Energiehunger der Welt, trotz aller Sparaufrufe sei es auf der Seite der Haushalte oder der Industrie.
Positiv bewertet Birol, dass sich der Ausbau von Windkraft und Solaranlagen beschleunigt hat. Pläne zu einem Atomausstieg wie in Deutschland sieht er angesichts des weiterhin hohen Energiebedarfs kritisch. Der Experte sagt: „Die gute Nachricht ist, dass die erneuerbaren Energien und die Kernkraft schnell genug wachsen, um fast den gesamten zusätzlichen Bedarf zu decken.“
Die neuen IEA-Prognosen zeigen: Der Strombedarf wird bis 2025 weltweit gesehen jedes Jahr um drei Prozent steigen (vor der Pandemie 2,4 % p. a.) Mehr als 70 Prozent des Wachstums der weltweiten Stromnachfrage werde aus China, Indien und Südostasien kommen, erwartet die Energieagentur mit Sitz in Paris. Das bedeutet anders formuliert: In drei Jahren dürfte auf China rund ein Drittel des weltweiten Stromverbrauchs entfallen.
Daher werden in China wie in keinem anderen Land der Welt Kraftwerke regelrecht aus dem Boden gestampft: Ob Kohle- oder Atomkraftwerke, auch der Ausbau der Erneuerbaren schreitet massiv voran.
33 % aller Emissionen
Bei einem chinesischen Anteil an den globalen CO2-Emissionen von rund 33 Prozent ist höchst relevant, welcher Energiemix dort letztlich herauskommt. Statistiken von Ende 2022 zeigen, dass noch 79 Prozent der Gesamt-Energie Chinas aus fossilen Quellen stammt – Kohle, Öl und Gas.
Die IEA geht aber davon aus, dass der Anteil der Erneuerbaren im globalen Stromerzeugungsmix von 29 Prozent 2022 auf 35 Prozent 2025 steigen wird. Der Anteil der kohle- und gasbefeuerten Stromerzeugung werde sinken. Tritt das ein, müsste der CO2-Ausstoß der weltweiten Stromerzeugung sinken.
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