Sparen von Kindesbeinen an

"Kinder sollen den Umgang mit Geld lernen"
Spezielle Angebote für den Nachwuchs. Zur Kundenbindung bieten Banken ein bisschen mehr.

In drei Wochen ist Weltspartag. Insbesondere Kinder werden an diesem Tag mit kleinen Geschenken fürs Sparen belohnt. Viele Eltern stellen sich aber angesichts der tiefen Zinsen die Frage, ob das Geld im Sparschwein wirklich noch am besten auf dem Sparbuch aufgehoben ist oder ob es nicht für Kinder auch attraktivere Veranlagungsformen gibt.

Sparbuch "Es dient immer noch als Basis", sagt Erste Bank-Sprecher Christian Hromatka. Einige Banken haben spezielle Formen für Kinder auf den Markt gebracht. Sie bringen eine höhere Verzinsung. Bei der Erste Bank etwa drei Prozent pro Jahr (Sparefroh Sparen), ebenso die Bank Austria Kids Card. Doch dabei gibt es Limits. Bei der Erste Bank sind es 500, bei der BA 1000 Euro. Darüber hinaus gibt es nur 0,125 Prozent. Die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien bietet für Kinder ab zehn Jahren das Taschengeldkonto an. "So sollen die Kinder den Umgang mit Geld lernen", sagt Kundenberater Harald Kamellander. Die Kontoführung ist gratis, ebenso die Bankomatkarte (Behebungslimit am Automat maximal 50 Euro je Woche) und ein Überziehen ist unmöglich.

Bausparen Die staatliche Prämie beträgt 1,5 Prozent. Da maximal 1200 Euro im Jahr gefördert werden (Einmalerlag, monatliche oder jährliche Zahlungen bei sechs Jahren Laufzeit), bringt das 18 Euro, allerdings steuerfrei. Bei der BA gibt es beim Jugend-Bausparen bis Ende November ein Carrera-Auto oder eine Barbie-Puppe (ab 100 Euro Einzahlung im Monat). Zudem sind die Zinsen in den ersten sechs Monaten höher (3,0 statt 2,5 Prozent). Bei der RLB sind es zusammen mit dem Jugendvorteil für zwölf Monate 2,25 Prozent fix. Bei allen Anbietern kommt anschließend eine variable Verzinsung zum Tragen, die sich nach den aktuellen (niedrigen) Geldmarktzinsen richtet.

Wertpapiere Wer im Namen von Kindern Wertpapiere kaufen möchte, muss dies gesetzlich in Form von mündelsicheren Veranlagungen tun. Dazu zählen österreichische Staatsanleihen, Pfandbriefe oder spezielle Investmentfonds wie etwa der Raiffeisen-Österreich-Rent oder der Erste Sparinvest Bond Euro-Mündel Rent. Dieser in-vestiert in erstklassige Staatsanleihen. "Wenn Erwachsene selbst für Kinder veranlagen möchten, ist die Veranlagung flexibler", so Hromatka. Denn in diesem Fall bleibt das Geld offiziell im Eigentum des Erwachsenen und unterliegt dessen Kundenprofil. "Dann kann in chancenreichere Produkte wie Aktienfonds investiert werden."

BA-Privatkundenvorstand Helmut Bernkopf empfiehlt Wertpapier-Sparen mit monatlichen Einzahlungen ab 40 Euro, etwa in den Komfort Invest Fonds von Pioneer, ein Dachfonds mit einer besonders breiten Streuung.

Lebensversicherung Schon von Kindesbeinen an kann für das hohe Alter vorgesorgt werden. Die Raiffeisen Versicherung bietet unter dem Namen 4YoungLife einige Produkte an, so etwa die Raiffeisen Pension, die etwa bis zum 65. Lebensjahr verlängert werden kann. Die monatliche Prämie (ab 50 Euro empfohlen) wird solide veranlagt. Die BA bietet zusammen mit der Ergo Versicherung JuniorCare an. Das ist ebenfalls eine klassische LV, (ab 20 Euro im Monat, bis zu 25 Jahre Laufzeit). Die Besonderheit: Die Ergo übernimmt die Einzahlungen bis Laufzeitende, sollte der einzahlende Erwachsene sterben.

Kritisch sieht Christoph Prantner, Finanzexperte der Arbeiterkammer, die speziellen Kinderprodukte der Banken. „Der Umgang mit Geld muss nicht gleich mit einem Sparprodukt oder einer illiquiden lang laufenden Lebensversicherung verbunden sein.“ Der Beginn könne auch ein Sparschwein sein.

Konkret sollte man bei Sparbüchern sich nicht von den hohen Zinsen täuschen lassen. Sie gelten nur für einen geringen Betrag und für eine kurze Periode. Danach sind sie „bescheiden wie bei vielen anderen Produkten“. Bei Jugendkonten sollten sich Eltern eine Zeichnungsberechtigung geben lassen, um das Finanzverhalten ihrer Sprösslinge mitzuverfolgen.

Sinnvoll sei der Abschluss einer Haftpflichtversicherung (im Rahmen der Haushaltsversicherung) oder eine (Familien)Unfall- bzw. Risikoablebensversicherung. „Wenn der Familienerhalter plötzlich stirbt, stehen die Kinder vor dem Nichts“, sagt Prantner. Eine Ablebensversicherung zahlt eine vereinbarte Summe und sei daher überlegenswert. Beliebt für Kinder sind auch Gold- oder Silbermünzen. „Da steht aber der ideele Wert im Vordergrund. Denn Gold zahlt keine Zinsen“, sagt Prantner.

Generell sei eine Tendenz zu langfristigen Verträgen für Kinder zu beobachten. Dies sei kritisch zu hinterfragen, so der Experte. Denn schließt man für ein Baby eine Rentenversicherung ab, so könne sich das Kind erst mit 65 Jahren darüber freuen. Das setze aber voraus, dass das Kind überhaupt weiter einzahlen will oder kann, wenn es die Eltern nicht mehr tun. So lehnen Pflegegerichte bereits laufende Zukunftsvorsorge-Verträge unter Hinweis auf die zu lange Laufzeit ab. Sie wurden rückabgewickelt.

Als Jungvater schaue ich darauf, dass für meine Kleine nur das Beste gut genug ist. Auch in finanzieller Hinsicht. Vor mehr als einem Jahr, gleich in den ersten Wochen nach der Geburt, machte ich mich auf, um für sie Sparbücher mit Babybonus abzuschließen. Doch das war nicht so einfach. Die lukrativen Zinsen gibt es nur für ein paar Hundert Euro. Mein Versuch, zu verhandeln und für die doppelte Summe abzuschließen, ging bei der ersten Bank (wie zu erwarten) ins Leere. Beim nächsten Institut wollte der Berater gleich einen Bausparvertrag dazu geben. Danke, ich verzichte auf die paar Euro Prämie. Mit der kriege ich im Drogeriemarkt grade noch eine Packung Windeln. Und nach einem Jahr sind die Zinsen trotz sechsjähriger Bindung mickriger als bei jeder Direktbank. Beim dritten Institut hatte ich als Papa gar nix zu melden. Denn nur wer das Karenzgeld bezieht, darf für sein Kind das höher verzinste Sparbuch abschließen. In dem Fall musste ich meine Frau in die Filiale bringen.

Dieser Tage ist bereits das erste Baby-Sparbuch abgelaufen – ohne dass mich die Bank darüber informiert hätte. Was nun? Lebensversicherung? Fondssparen? Aber welche Pläne hat meine Tochter in 20 Jahren überhaupt? Macht die Produktwahl von heute dann noch Sinn? Ich weiß nur eines sicher: Ihr mit Kleingeld prall gefülltes Sparschwein wird am Weltspartag geschlachtet. Und bis dahin habe ich hoffentlich eine Idee, wohin mit ihrem Geld.

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