Tesla: Der Elektroauto-Pionier ist selbst in den vergangenen Monaten teilweise unter Druck geraten. Noch im Vorjahr verzeichnete er seine besten Zahlen bei Umsatz und Gewinn. Und auch die Auslieferungen legten um 40 Prozent auf 1,3 Millionen E-Autos zu. Geplant war allerdings ein Plus von 50 Prozent. Und für 2023 sind die eigenen Prognosen zurückhaltend. Nicht nur wegen der schwächeren Konjunktur und der hohen Inflation, die Autokäufe erschwert. Sondern auch wegen der wachsenden Konkurrenz. Wegen dieser senkte Tesla im Jänner die Preise auf allen Märkten um bis zu 20 Prozent. Anfang März gab es in den USA weitere Preissenkungen.
„Mit einer Gewinnmarge von 17 Prozent war Tesla profitabler als BMW oder Mercedes“, sagt der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Und das mit ausschließlich Elektroautos, die bei den klassischen Autobauern mit hauchdünnen Gewinnen oder gar Verlusten produziert werden.“
Konzernchef Elon Musk will im Jahr 2030 jährlich rund 20 Millionen Fahrzeuge verkaufen. „Für 2030 erwarten wir jährlich 90 Millionen Autoverkäufe. Wenn dann 50 Prozent davon Elektroautos wären, also 45 Millionen vollelektrische Pkw verkauft würden, hätte Tesla mit seinen 20 Millionen einen Marktanteil am Elektroautomarkt von 44 Prozent“, rechnet Dudenhöffer vor.
Die Tesla-Aktie hat in den vergangenen 12 Monaten in einem schlechten Marktumfeld, was insbesondere für Techwerte gilt, mehr als ein Drittel ihres Werts verloren (von 284 auf 183 Dollar). Im Zeitraum seit Jahresbeginn gab es aber eine starke Gegenbewegung. Erst diese Woche hat die Ratingagentur Moody’s das Risiko bei Tesla-Anleihen geringer einschätzt als zuvor. Analysten sehen im Durchschnitt bei Tesla für die nächsten 12 Monate aber nur wenig Kurspotenzial.
Die Chinesen: Die stärkste Konkurrenz für Tesla kommt aus China. Federführend hier ist die Marke BYD, die im Vorjahr 1,86 Millionen reine Elektroautos und Hybride verkauft hat. Die Aktie verlor in den vergangenen 12 Monaten nur rund 6 Prozent. Im Gegensatz zu Tesla wird auch eine Dividende gezahlt. Die meisten Analysten geben für BYD eine klare Kaufempfehlung ab, das Kursziel liegt 71 Prozent über dem aktuellen Wert. Weitere bekannte börsenotierte Marken sind Nio, Li Auto oder XPeng. Die meisten dieser Aktien notieren neben China auch in Hongkong oder New York, was den Handel erleichtert.
Die US-Konkurrenz: Mit großem Getöse und vielen Vorschusslorbeeren kam im November 2021 Rivian an die Börse. Inzwischen ist trotz namhafter Anteilseigner wie Ford oder Amazon Ernüchterung eingetreten: Der Ausgabepreis lag bei 78 Dollar, der höchste Kurs kurz darauf bei 172 Dollar und aktuell sind es nur noch 13 Dollar. Die hohen Erwartungen an Bestellungen und Auslieferungen konnte das Unternehmen ebenso wenig erfüllen wie die Konkurrenten Lucid und Fisker. Bei Lucid ist immerhin der saudi-arabische Staatsfonds beteiligt. Immerhin glauben bei dem Titel die Analysten einen Kursanstieg von 29 Prozent.
Die Etablierten: Bei Mercedes, BMW oder Porsche wird laut Dudenhöffer das Geld mit Hochleistungs-Verbrennern verdient. „Elektroautos machten bei Mercedes im letzten Jahr etwa nur 6 Prozent der Verkäufe aus. Aber die Verbrennerwelt geht langsam zu Ende und damit der dicke Geldstrom mit hochmotorisierten, sportlichen Limousinen und SUV.“ Die etablierten Autobauer kommen daher unter Zugzwang und müssen – auch aus politischen Gründen – verstärkt in den E-Antrieb investieren. Das kostet enorm viel – im VW-Konzern etwa 120 Milliarden Euro bis 2027. Dann soll jedes fünfte weltweit verkaufte Fahrzeug einen reinen E-Antrieb haben. Die VW-Aktie hat seit März des Vorjahres 19 Prozent verloren und kommt auch heuer bisher nicht so richtig vom Fleck. Die Analysten halten dennoch einen Kursanstieg von 40 Prozent für möglich.
Die Exoten: Es müssen ja nicht immer Autoaktien sein, die die Mobilität der Zukunft widerspiegeln. Raketengesellschaften notieren ebenfalls an den Börsen. Nach Finanzierungsproblemen und missglückten Starts stecken aber Virgin Orbit des britischen Milliardärs Richard Branson als auch Konkurrent Astra in Schwierigkeiten. Beide sind inzwischen Penny Stocks (notieren unter einem Dollar).
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