Gastkommentar: Krypto-Aufschwung ante portas?

Kryptoanleger blicken auf turbulente Monate zurück: 2022 verzeichneten etwa 74 Prozent der Top-100-Kryptoanlagen einen Verlust von 80 Prozent und mehr. Seit Beginn 2023 sehen wir jedoch vermehrt Anzeichen für eine positive Trendwende. Dabei stechen fünf Faktoren hervor.
Erstens ist am Markt inzwischen mehr regulatorische Klarheit zu erkennen. 2022 erschütterten mehrere Skandale die Branche und sorgten für Unsicherheit. Gleichzeitig lassen sich Kryptoanlagen nicht in die bestehenden regulatorischen Schubladen des traditionellen Finanzmarktes stecken – für den dezentralen Handel braucht es spezifische Regeln.
In der EU wurde mit zwei neuen Regularien („MiCA“ und die „Transfer-of-Funds“-Regulierung) erstmals eine einheitliche Lösung für den Handel von Kryptoanlagen geschaffen. Dies bietet Anbietern und Anlegern mehr Klarheit und stärkt das Vertrauen.
Zweitens wirken die jüngsten Turbulenzen des Bankensektors als Katalysator. Die weltweiten Ausfälle einer Reihe von Banken wie der Credit Suisse haben die Finanzwelt zuletzt tief erschüttert – und mit ihr das Vertrauen der Anleger in das zentralisierte Geldsystem. Erinnerungen an die globale Finanzkrise 2008 wurden wach, in deren Folge Bitcoin als bankenunabhängiges, dezentrales Finanzsystem ins Leben gerufen wurde. Dies dürfte die Sinnhaftigkeit von Kryptoanlagen unterstreichen und deren Entwicklung stärken.
Drittens wird das gesellschaftliche Potenzial eines dezentralen Finanzsystems immer klarer. Beispielsweise könnten Millionen von Menschen in Entwicklungsländern dadurch endlich Zugang zu Finanzdienstleistungen erhalten. Insofern wächst die Akzeptanz deutlich: Die Anzahl der Nutzer ist im Krisenjahr 2022 auf einen neuen Rekordwert von 425 Millionen gestiegen.
Energiesparen
Viertens schreitet die Entwicklung der Technologie immer rascher voran und eröffnet Nutzern kontinuierlich neue Chancen. Ein Beispiel dafür ist die Umstellung der Ethereum-Blockchain, die verschiedene Handelsgeschäfte dezentral dokumentiert, auf ein neues System. Dadurch soll zum einen die benötigte Energie, um neue Ether zu schaffen, um 99 Prozent sinken – sprich ökologische Bedenken fallen als Hürde weg. Zum anderen bieten Ether nun die Möglichkeit, laufende Erträge zu erwirtschaften – so, wie es im Fall von Bitcoin seit jeher möglich ist. Für die Zukunft stehen weitere Neuerungen an, um den Bedürfnissen der Anleger noch besser gerecht zu werden.
Fünftens steht beim Bitcoin, der ältesten und wohl bekanntesten Kryptowährung, im zweiten Quartal 2024 ein wichtiges Ereignis bevor. Wie alle vier Jahre üblich, halbiert sich dann die Prämie, die es für das Schürfen einer neuen Bitcoin-Einheit gibt – von derzeit rund sechs Bitcoin auf drei Bitcoin. Frühere Halbierungen haben den Bitcoin-Kurs beflügelt und auch diesmal könnte das Ereignis der Kryptowährung Auftrieb verleihen. Diese fünf Faktoren schaffen unserer Ansicht nach ein günstiges Umfeld für Kryptoanlagen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich Kryptoanlagen bislang nach jedem Absturz erholt und neue Höchststände erreicht haben – getreu dem Grundsatz: Langfristigkeit zahlt sich aus.
Ha Duong ist Director Crypto Strategies und Portfoliomanager des BIT Global Crypto Leaders und BIT Crypto Opportunities bei der auf digitale Anlagen spezialisierten Fondsgesellschaft BIT Capital
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