Aufstand der Luftfahrtindustrie gegen Flugabgabe

WARNSTREIK IM DEUTSCHEN FLUGVERKEHR - AUSWIRKUNGEN AM FLUGHAFEN WIEN-SCHWECHAT
Spitzenvertreter warnen vor Wettbewerbsverzerrung und fordern geschlossen die Abschaffung.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Bevor Ryanair-Chef Michael O’Leary am Mittwoch Bundeskanzler Christian Stocker aufsuchte, schickte er der Politik eine kleine Grußbotschaft. Ryanair werde die Flotte in Wien um drei Maschinen verkleinern. Zuvor hatte die ungarische Billig-Airline Wizz überhaupt den Abzug aus Österreich angekündigt.

Am Donnerstag legte die heimische Luftfahrtindustrie kräftig nach.

Die Branche fordert von der Regierung geschlossen eine Senkung der Steuern und Gebühren und Erleichterungen bei den Regularien, um im Wettbewerb nicht unterzugehen. Mit den exorbitant hohen Standortkosten könne Österreich international nicht mehr mithalten.

„Verdienen nicht genug“

Die Spitzenvertreter der Branche waren auf dem Luftfahrt-Symposium 2025 am Flughafen Wien geschlossen aufmarschiert, um den Ernst der Lage mit vielen Fakten zu untermauern. „Wir können unter diesen Rahmenbedingungen nicht genug verdienen, um die Investitionen für die nächsten zehn Jahre zu finanzieren“, rechnete AUA-Chefin Annette Mann vor. Die AUA fliege eine durchschnittliche Ebit-Marge von drei bis vier Prozent ein, voraussichtlich auch heuer. Um die veraltete Flotte zu modernisieren, müssten Flugzeuge zum Listenpreis von insgesamt sechs Milliarden Euro angeschafft werden. Für deren Finanzierung brauche es eine Marge von acht Prozent. Sie wies auch auf das „Ungleichgewicht“ zwischen der Profitabilität des Airports mit 20 Prozent Marge und der AUA hin.

Flughafen-Vorstand Julian Jäger, Präsident der Aviation Industry Austria (AIA), fordert ebenfalls die Abschaffung der Flugabgabe, eine gezielte Förderung für die Entwicklung nachhaltiger Treibstoffe und schnellere Genehmigungsverfahren – Stichwort dritte Piste. Der Airport werde 2026 die Gebühren senken.

12 Euro pro Passagier

Nur 7 Staaten in der EU heben eine Flugabgabe ein. Schweden hat sie wieder aufgelassen. Die Airlines zahlen für Abflüge von einem österreichischen Flughafen pro Passagier 12  Euro. Für  Kurzstrecken unter 350 Kilometern aus den Bundesländern beträgt die Abgabe 30 Euro. Die Steuer bringt dem Budget  jährlich 170 Millionen Euro.  

Österreichs Konnektivität (weltweite Flugverbindungen) verschlechtere sich kontinuierlich, warnt IATA-Manager Matthias Jakobi. Konnektivität sei aber ausschlaggebend für einen Wirtschaftsstandort.

„Die Luftfahrt in Europa wird viel zu stark pönalisiert, während am Rand die größten Drehkreuze entstanden sind – Istanbul, Abu Dhabi, Dubai etc.“, konstatiert AIA-Geschäftsführer Peter Malanik. Istanbul sei bereits das größte Drehkreuz weltweit.

Deutschlands Luftfahrt stöhnt ebenfalls unter den Standortkosten. Wachstum finde nur noch im touristischen Bereich statt, die staatlichen Standortkosten hätten sich seit 2019 mehr als verdoppelt, kritisiert Joachim Lang, Chef des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft.

Während British Airways, Air France und der Lufthansa-Konzern seit dem Ukraine-Krieg Russland nicht mehr überfliegen dürfen, tun dies Turkish und die arabischen Airlines nach wie vor. Das Umfliegen Russlands verlängere die Flugzeit um bis zu drei Stunden und koste entsprechend.

Emirates-Passagiere fliegen auf Komfort 

Es gibt aber auch gute Nachrichten aus der Luftfahrt. „Die Nachfrag ist ungebremst, die Vorausbuchungen für Herbst und Winter sind sehr gut“, berichtet Elisabeth Zauner, Country Managerin von Emirates für Österreich und die Slowakei, von einem „soliden Wachstum“ und zeigt sich mit dem Markt Österreich „sehr zufrieden“.  
Seit Jänner 2025 fliegt die staatliche Airline von Dubai  auch mit einer Premium Economy Class, 67 der 219 Flugzeuge sind derzeit umgebaut. Damit bietet Emirates insgesamt vier Passagier-Klassen an (Economy, Business, First).  Man sei zwar später dran als andere Airlines, rüste aber umso schneller auf.
„In Österreich ist die Nachfrage nach Premium Economy und Business Class besonders stark. Das zeigt,  dass man am Markt Österreich ein hochwertiges Produkt verkaufen kann“, sagt Zauner.  
Emirates fliegt ab Österreich zwei Mal täglich, mit dem Airbus A380  mit 76 Business- und 14 First-Plätzen und einer Boeing  777 mit acht First- und 40 Business-Sitzen.  Das Experiment der AUA, über den Winter auch nach Dubai abzuheben, scheint Emirates ziemlich kalt zu lassen.   
 

Porträt von Andrea Hodoschek, Autorin der Serie „Wirtschaft von Innen“.

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