Löffler-Chef: "'Geiz ist geil' erlebt eine Renaissance"

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Made in Austria und Nachhaltigkeit sei den Konsumenten zunehmend egal, klagt der Chef des heimischen Funktionswäscheherstellers.

Noch nie sei es so schwierig gewesen, ein Produkt mit einem „realistischen, ehrlichen Preis“ zu verkaufen, berichtet Otto Leodolter dem KURIER. Der Geschäftsführer des oberösterreichischen Sportbekleidungs- und Funktionswäscheherstellers Löffler hat auch gleich ein Beispiel parat: die Outdoor-Hose. 

„Es gibt für Konsumenten Preispunkte, da kannst du nicht drüberspringen. So werde eine Hose seit Jahren für 99 Euro gekauft und dürfe nicht über 100 Euro kosten. Doch das geht sich mit der Inflation schon lange nicht mehr aus“, erläutert Leodolter und klagt über ein Preisdilemma im Bekleidungshandel, wo es fast nur noch ganz billig oder sehr teuer gebe. Die Mitte bricht weg.

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Löffler-Chef Otto Leodolter

Umsatzminus im abgelaufenen Jahr

In der Sport- und Outdoor-Branche ist nach den Corona-Boomjahren derzeit etwas die Luft draußen. Auch Löffler hat schon bessere Zeiten gesehen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende Februar 2025) musste das Unternehmen aus Ried im Innkreis ein Umsatzminus hinnehmen, genaue Zahlen gibt es noch nicht. Der Umsatz beträgt rund 25 Mio. Euro. Das Ergebnis war positiv, aber deutlich schlechter als in der Vergangenheit.

Als Gründe nennt Leodolter die enormen Kostensteigerungen, die nicht auf die Produktpreise aufgeschlagen werden konnten, und die allgemeine Kaufzurückhaltung nach dem Corona-Aufschwung. „Die aktuelle Situation ist relativ stabil, es gibt Wolkenfenster, aber die Sonne scheint sehr wohl durch“, bleibt Leodolter dennoch zuversichtlich.

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In der Näherei von Löffler

Die Lager sind voll

Witterungsbedingt waren April und Mai keine guten Fahrradmonate, daher war die Lust auf neue Fahrradbekleidung relativ gering. Die Lager seien voll. Im Outdoorbereich leidet Löffler als kleinerer Player unter der zunehmenden Markenkonzentration im Fachhandel. Auch Eigenmarken würden verstärkt promotet, „da kommen wir unter die Räder“.

Löffler konzentriert sich auf die Bereiche Radsport, Langlauf, Unterwäsche und Outdoor sowie Skitouren und Wandern. „In diesen Gruppen sind wir die Experten, wenn es um Yoga geht, kostet die Hose nur 35 Euro, das geht sich nicht aus.“ Die Themen Nachhaltigkeit und regionale Produktion seien in der Bedeutung für die Konsumenten deutlich nach unten gerutscht, „das Motto ,Geiz ist geil‘ erlebt dafür eine Renaissance“, fasst Leodolter die Lage zusammen. Als österreichischer Hersteller mit lokaler Produktion trifft den Traditionsbetrieb die Entwicklung sehr. Die Käuferschicht, die auf höherwertige Ware und regionale Produktion und Wertschöpfung achte, sei sehr schmal. 

90 Prozent Wertschöpfung in Europa

70 Prozent der Stoffe werden bei Löffler im eigenen Haus verarbeitet, 90 Prozent der Wertschöpfung erfolgt in Europa, im Stammwerk in Ried/OÖ und im Werk in Bulgarien. Nur bestimmte Rad- und Langlaufhandschuhe werden in Asien zugekauft, weil es sie in Europa gar nicht mehr gibt.

China-Konkurrenz

Die zunehmende Konkurrenz von Online-Händlern Shein und Temu nimmt Leodolter inzwischen gelassen, zumal Löffler im Diskontermatch gar nicht mitspielen möchte. „Wir können preislich hier ohnehin nicht konkurrieren, einen Billigeren gibt es immer“, sagt Leodolter und setzt voll auf den Fachhandel, den er mit persönlichen Ansprechpartnern, Schulungen und eigenem Reparaturservice unterstützt. Ein Ausbau des Online-Handels ist nicht geplant.

Aus Kostengründen mehr in Bulgarien zu produzieren, wo die Lohnkosten um bis zu zwei Drittel niedriger sind als in Österreich , kommt für Leodolter nicht infrage. „Unsere Hauptaufgabe ist natürlich, das Stammwerk in Ried auszulasten.“

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Lehrlinge bei Löffler in der Näherei

Kaum neue Trends

Generell ist der Outdoor-Markt solide, wenige bekannte Marken (siehe Artikel rechts) matchen sich mit vielen Eigenmarken der Sportartikelhändler. Viele Trends gibt es heuer nicht, einer davon ist das Thema „Gravel-Bike“ (geländegängige Komfort-Rennräder). Die Funktionsbekleidung für das Radfahren wird legerer und universeller, um für unterschiedliche Wetterlagen gerüstet zu sein. „Nicht mehr so knatscheng, und Wind- und Regenschutz wird wichtiger“, so Leodolter.

Löffler beschäftigt insgesamt 270 Mitarbeiter, davon 100 in Oberösterreich. Kernmärkte sind Österreich, Deutschland, die Schweiz, Italien, Benelux und Frankreich. Leodolter: „Für Europa von Europa, der Markt ist groß genug.“

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