2014 lag der Anteil dieser Kredite noch bei 80 Prozent. Als die Zinsen zu steigen begannen, sank der Anteil bis Mitte 2022 auf 30 Prozent, rechnete Ettl vor.
Österreich sei innerhalb Europas „das Land der variabel verzinsten Kredit“, sagte Ettl. Es gebe kein anderes Land mit einem derart hohen Anteil.
Ettl und sein Vorstandskollege Eduard Müller vermuten zwei Gründe für den neuerlichen Anstieg. Entweder würden die Konsumenten glauben, dass der Anstieg der Zinsen nicht nachhaltig sei. Oder sie könnten sich keinen Kredit mit fixen Zinsen leisten. Um zu klären, ob die Bankmitarbeiter die Kunden womöglich falsch oder nachlässig beraten haben, werde jetzt geprüft.
Fixzins-Kredite sind etwas teurer als variable Darlehen. Ettl schätzt die Risikoprämie (Bank trägt das Risiko steigender Zinsen) auf 30 bis 40 Basispunkte (0,3 bis 0,4 Prozentpunkte zusätzlich). Die junge Generation kenne weder eine normale Zinsentwicklung noch eine Inflation. „Normal“ sei die Niedrigzinsphase freilich nicht gewesen.
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Keine höheren Ausfälle
Zwar verteuert die Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank variabel verzinste Darlehen und erhöht dadurch die monatliche Belastung für die Haushalte, doch bis dato ortet die FMA keine höheren Kreditausfälle. Der Anteil der notleidenden Kredite liege stabil bei unter 1,8 Prozent. Allerdings sei das wirtschaftliche Umfeld noch gut, doch es zeichne sich eine mögliche Rezession ab.
„Überbewertet“
Die Aufseher wollen bei den Kriterien für Immo-Kredite grundsätzlich nach wie vor auf der Bremse bleiben. Es gebe keine sachlichen Gründe für die von den Banken urgierte Lockerung, im Gegenteil. „Die jetzigen Standards sind Minimum-Standards und gerade noch vertretbar“, meinte Ettl. Österreich sei im EU-Vergleich „außerordentlich großzügig“. ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner hatte im Einklang mit den Banken auf Lockerungen gedrängt.
Erst seit Einführung der KIM-Verordnung verlaufe die Entwicklung an Neukrediten für Wohnimmobilien an Private „de facto im Gleichschritt zu Deutschland und der Euro-Zone“.Vor Einführung der Restriktionen habe es in Österreich „nochmals einen massiven Anstieg“ an neuen Krediten gegeben. Inzwischen ist die Zahl an Neukrediten gesunken, was Ettl auf die steigenden Zinsen zurückführt.
KIM-V sieht u.a. vor, dass die Kreditraten 40 Prozent des Haushaltseinkommens nicht übersteigen dürfen und der Eigenmittelanteil 20 Prozent betragen muss.
Ettl wies wieder darauf hin, dass die weltweite Finanzkrise 2008 durch die Subprime-Krise in den USA ausgelöst wurde. Private Haushalte konnten damals die Raten für ihre viel zu hoch bewerteten Häuser nicht mehr zurückzahlen.
Er rechnete vor, dass die Immo-Preise in Österreich den Einkommen „davon galoppierten“. Von 2010 bis Anfang 2022 seien die Preise um 115 Prozent, die verfügbaren Einkommen lediglich um 55 Prozent gestiegen. In der Euro-Zone dagegen seien Einkommen und Preise im Gleichschritt um rund 40 Prozent gestiegen. Am Höhepunkt im Vorjahr habe die Überbewertung von Wohnimmobilien in Österreich 35 bis 40 Prozent betragen, in der Eurozone dagegen 18 Prozent. Seither sei die Überbewertung hierzulande auf 25 bis 29 Prozent gesunken, in der Eurozone auf 13 Prozent.
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