Monte dei Paschi: EZB sieht noch größeren Kapitalbedarf

Die italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) braucht deutlich mehr Geld als bisher angenommen. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe für das Kreditinstitut eine Kapitallücke von 8,8 Mrd. Euro ermittelt, teilte die nur noch durch Staatshilfe zu rettende Traditionsbank am späten Montagabend in Siena mit. Bisher war stets von einem Kapitalbedarf in Höhe von 5 Mrd. Euro die Rede.
Schon für diese Summe hatte die Bank keine privaten Geldgeber gefunden, so dass Italiens Regierung in der vergangenen Woche ein Rettungspaket schnüren musste. Das Kabinett schaffte die Voraussetzungen für die Bildung eines Fonds mit Mitteln in Höhe von 20 Mrd. Euro. Das Geld ist dazu gedacht, neben Monte dei Paschi auch andere Krisenbanken im Land zu stützen.
Anteil Italiens bei 6,5 Milliarden
Von den 8,8 Mrd. Euro wird wohl 6,5 Mrd. Euro der italienische Staat aufbringen müssen. Das Geldhaus selbst hatte zuletzt mit fünf Milliarden gerechnet, doch hatten Anleger in den vergangenen Wochen in Sorge um das Überleben der ältesten Bank der Welt Milliarden von ihren Konten abgezogen. Italien müsse rund 6,5 Mrd. Euro beisteuern, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.
Der Rest des Kapitalbedarfs werde durch den Tausch von nachrangigen Anleihen in Aktien der Traditionsbank aus der Toskana gedeckt, sagten drei mit den Plänen vertraute Personen. Der Umtausch, den Monte Paschi vor Weihnachten angeleiert hatte, bringe 2,0 bis 2,3 Mrd. Euro. Die Regierung hatte in der vergangenen Woche einen 20 Mrd. Euro schweren Fonds zur Stabilisierung des Bankensektors ins Leben gerufen. Dieser soll zunächst zur Rettung von Monte Paschi verwendet werden. Italien hatte die Sanierung seines Bankensektors über Jahre verschleppt. So türmte sich ein mehrere hundert Milliarden Euro schwerer Berg fauler Kredite in den Büchern auf.
Vorsorgliche Rekapitalisierung beantragt
Monte Paschi hat nach eigenen Angaben inzwischen eine "vorsorgliche Rekapitalisierung" beantragt. Diese Art der Rettung von Banken, die noch solvent sind, erlaubt dem Staat nach den EU-Regularien Finanzhilfen, ohne private Anleger allzu sehr zur Kasse bitten zu müssen. Das ist ein sensibles Thema für die Politik in Italien, weil das Institut Anleihen im Milliardenvolumen an private Anleger verkauft hatte. Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan hatte jüngst versichert, dass der Staat die rund 40.000 Kleinanleger schützen wolle.
Liquidität für vier Monate
Monte Paschi hatte zuletzt erklärt, die Liquidität reiche nur noch für vier Monate. Die EZB gab an, die finanzielle Lage der Bank habe sich von Ende November bis zum 21. Dezember drastisch verschlechtert. Der Kapitalbedarf sei auf Basis ihres jüngsten Stresstests berechnet worden, in dem die Bankenaufseher die Widerstandsfähigkeit der Branche in einer Krise auf die Probe gestellt hatten.
Der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte unterdessen vor übereilten Staatshilfen. Staatliche Mittel seien nur als letztes Mittel vorgesehen, sagte er der "Bild"-Zeitung und verwies auf die entsprechenden EU-Regeln. "Für die von der italienischen Regierung beabsichtigte Maßnahme muss die Bank im Kern wirtschaftlich gesund sein", sagte er. "Das Geld darf auch nicht dazu dienen, bereits absehbare Verluste zu decken."
Gentiloni will Bankensektor schützen
Das Problem in Italien ist, dass viele Kleinanleger ihre Ersparnisse in diese Papiere gesteckt haben. Ministerpräsident Paolo Gentiloni hatte vergangene Woche betonte, dass die Intervention des Staates darauf abziele, die Ersparnisse von Bürgern so weit wie möglich zu schützen und Italiens Bankensektor zu stärken.
Am Freitag erklärte ein Sprecher der EU-Kommission, unter gewissen Auflagen sei eine "vorsorgliche Rekapitalisierung" möglich. Es gebe bereits "enge und konstruktive Kontakte" zur Ausarbeitung eines Sanierungsplans. Die Hilfen müssten von der EU-Kommission genehmigt werden.
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