Fantasie auf US-Zinssenkung beflügelt die Börsen

Eurosymbol in Frankfurt vor der EZB.
Die EZB erhöht den Leitzins vorerst nicht weiter, will aber auch nicht über Zinssenkungen reden.

Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt belässt im Kampf gegen die Inflation den  Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, wie erwartet bei 4,5 Prozent.  Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, bleibt wie gehabt bei 4,0 Prozent. 
In ihrem Ausblick erwartet die EZB nun, dass die Inflation im Euroraum schneller zurückgehen wird als vor drei Monaten erwartet (statt 3,2 jetzt 2,7  Prozent 2024). Zugleich haben sich aber auch die Konjunkturaussichten stärker eingetrübt.

„Es gibt noch viel zu tun“, erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach der Sitzung und behauptete, es habe keine Debatte über Zinssenkungen gegeben. „Wir haben überhaupt nicht über Zinssenkungen diskutiert. Keine Diskussion, keine Debatte über dieses Thema.“ Das ist überraschend, denn  Experten rechnen bereits fix mit einer Reduktion der Euro-Leitzinsen im Ausmaß von 0,75 bis 1,5 Prozentpunkten 2024.

An den Aktienmärkten hat deshalb nicht die EZB, sondern mehr der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed vom Mittwoch die Kurse bewegt.    Auch Fed-Chef Jerome Powell hat den US-Leitzins unverändert belassen, aber für 2024 Zinssenkungen von im Summe 0,75 Prozentpunkten in Aussicht gestellt. Außerdem will Powell die Zinsen schon senken, bevor die Inflationszielmarke von zwei Prozent erreicht ist. Im November betrug die US-Inflation 3,1 Prozent.

Dax über 17.000

Diese Zinssenkungsfantasie erfreut Anleger. Sie setzen auf eine Belebung der Wirtschaft dank günstigerer Kredite für Unternehmen. Nach dieser simplen Logik hat beispielsweise der deutsche Leitindex DAX in Frankfurt am Donnerstag im Handelsverlauf erstmals die Marke von 17.000 Punkten überschritten. Auch der Wiener ATX legte relativ kräftig zu: plus zwei Prozent bis 16 Uhr.

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