Europas Börsen trotz Fed-Maßnahmen mit schweren Verlusten erwartet

Europas Börsen trotz Fed-Maßnahmen mit schweren Verlusten erwartet
Zinssenkung der Fed am Sonntagabend kann nicht beruhigen: Europas Aktienindixes vorbörslich um über fünf Prozent tiefer indiziert

Die europäischen Leitbörsen dürften am Montag trotz einer überraschenden weiteren Zinssenkung der US-Notenbank Fed nahtlos an den Kursrutsch der Vorwoche anschließen. Der Euro-Stoxx-50 war vorbörslich mit einem Minus von 5,7 Prozent indiziert.

Der X-DAX als vorbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenstart einen Verlust von mehr als fünf Prozent auf 8.730 Punkte. Beim FTSE-100 in London zeichnete sich ebenfalls ein deutliches Minus von rund fünfeinhalb Prozent ab.

Die US-Notenbank hat angesichts von Anlegerpanik und Rezessionsängsten wegen des neuartigen Coronavirus zu weiteren drastischen Mitteln gegriffen. In einer Notfallaktion senkte sie den Leitzins überraschend um einen ganzen Prozentpunkt auf fast null Prozent und kündigte ein Maßnahmenpaket in Koordination mit anderen Notenbanken an.

Auch Japans Notenbank ergreift weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Krise. Der US-Leitindex Dow reagierte außerbörslich zunächst positiv, drehte anschließend jedoch ins Minus. Auch die asiatischen Börsen melden hohe Verluste.

Ungewöhnliches Timing

Laut Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank liegt der Verdacht nahe, dass die Zinssenkung "nicht nur aus konjunkturstützenden Gründen vollzogen wurde, sondern um auch einer Austrocknung der Geldmärkte entgegenzuwirken". So betrachtet, wäre der Schritt aus Marktsicht wenig beruhigend. "Auch das ungewöhnliche Timing am Sonntagabend lässt auf Nervosität der Fed schließen".

Der Absturz seit dem Wochenende 22./23. Februar, als die Folgen der rasanten Ausbreitung des Virus mit der Abriegelung von Teilen Norditaliens erstmals deutlich in Europa spürbar wurden, hat historische Dimensionen. Allein in der vergangenen Woche verlor der DAX rund 20 Prozent - einen höheren Wochenverlust hatte es bisher nur in der weltweiten Finanzkrise im Herbst 2008 gegeben. In den vergangenen drei Wochen büßte der DAX damit ein Drittel ein.

 

 

Die Lufthansa streicht wegen des Virus die Dividende, um so die Zahlungsfähigkeit zu sichern. Der Aktienkurs schloss sich im vorbörslichen Handel auf Tradegate dem allgemeinen Ausverkauf an und verlor 5,3 Prozent. Alle 30 DAX-Titel standen vorbörslich unter Druck. Bayer verloren 3 Prozent. Auch ein Medienbericht, dem zufolge der Konzern in den USA einem Vergleich mit Klägern im Glyphosat-Streit näher kommt, konnte den Kurs nicht stützen.

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