Europa steht wohl vor einer massiven Bananenkrise

Die Banane gehört zu den Obstsorten mit dem höchsten Zuckergehalt
Ein aggressiver Pilz hat die mit Abstand wichtigste Bananensorte im Handel befallen. Derzeit kann die Seuche nicht aufgehalten werden.

Seit Jahren befürchtet der Handel, dass der Pilz "Tropical Race 4" (TR4) Lateinamerika erreichen könnte. Nun ist es soweit - und das könnte verheerende Auswirkungen auf den Obsthandel in Europa haben. TR4 greift befällt nämlich die Bananensorte "Cavendish". Pflanzen die befallen sind, müssen niedergebrannt werden. 

Problematisch ist daran, dass Cavendish etwa 95 Prozent des globalen Bananenhandels ausmacht. Außerdem lässt sich der aggressive Pilz laut Experten nicht abtöten, sondern nur für kurze Zeit eingrenzen. Der deutsche Fruchthandels-Verband sagte zur Boulevard-Zeitung Bild: "Man wird den Verlauf dieser Seuche nicht aufhalten können – das hat noch niemand geschafft!" Über 90 Prozent der Bananen, die Deutschland importiert, kommen aus Lateinamerika.

Als der "Dicke Michael" ausstarb

Entdeckt wurde der Pilz auf einer Plantage in Kolumbien, auf einer Fläche von 175 Hektar. Kolumbien exportiert jährlich 1,84 Millionen Tonnen Bananen. Schreitet die Seuche voran, dürfte das gravierende Auswirkungen auf den Handel haben. Empfindliche Preiserhöhungen für das eigentlich erschwingliche Obst sind zu erwarten. Derzeit gibt die Wirtschaftskammer jedoch Entwarnung. "Auf dem österreichischen Markt ist noch nichts zu spüren", sagte ein Sprecher dem KURIER.

Die Sorte Cavendish ist deshalb Weltmarktführer, weil es vor etwa 60 Jahren eine ähnliche Situation gab. Damals rottete ein Verwandter von TR4, der Pilz TR1, die Sorte Gros Michel - zu Deutsch "Dicker Michael" - aus, die damals den Markt dominierte. Gros Michel galt als süßer und aromatischer als Cavendish, hatte gegen den Pilz schlussendlich aber keine Chance. Die Seuche machte damals unter dem Titel "Panama-Krankheit" Schlagzeilen, fast alle Importeure des Dicken Michaels trieb sie in den Bankrott.

Die Sorte wird heute nur noch in kleinen Gebieten angebaut, etwa im zentralen Kongo oder der Insel Saint Lucia. Ein ähnliches Schicksal droht nun auch Cavendish.

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