Euro fiel auf tiefsten Stand seit 20 Jahren

Euro fiel auf tiefsten Stand seit 20 Jahren
Die Währung fiel in der Nacht auf Donnerstag auf 0,9809 US-Dollar.

Der Euro steht an den Finanzmärkten weiter unter Druck. In der Nacht auf Donnerstag fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 0,9809 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit etwa 20 Jahren. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag noch etwas höher auf 0,9906 Dollar festgesetzt. Am Donnerstagvormittag hat der Euro gegenüber dem US-Dollar nach den jüngsten Verlusten wieder etwas Boden gutgemacht. Gegen 10.50 Uhr notierte die Gemeinschaftswährung bei 0,9906 Dollar

Belastet wird der Euro, wie auch viele andere Währungen, durch den starken Dollar. Die US-Währung profitiert zum einen von der straffen Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die ihren Leitzins am Mittwochabend zum dritten Mal in Folge kräftig um 0,75 Prozentpunkte anhob. Hintergrund ist die sehr hohe Inflation. Zum anderen ist der Dollar wegen der zunehmend trüben geopolitischen Lage gefragt. Vor allem das schlechte Verhältnis zwischen dem Westen und Russland treibt Anleger in den sicheren Hafen US-Dollar.

Mitte Juli sackte der Euro erstmals seit 20 Jahren auf dasselbe Niveau wie der US-Dollar ab.

Yen unter Druck

Unter Druck stand in der Früh auch der japanische Yen. Die Notenbank der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt hält an ihrer lockeren Linie fest, wie die Bank of Japan mitteilte. Zwar liegt die Inflation in Japan deutlich niedriger als in anderen Ländern. Sie steigt aber und ist zumindest für japanische Verhältnisse relativ hoch.

Japans Zentralbank greift erstmals seit 1998 zur Stützung der Landeswährung in den Devisenmarkt ein. Dies gab ein Regierungsvertreter am Donnerstag bekannt. Mit Käufen der eigenen Währung verschafft die Bank of Japan (BoJ) dem Yen damit eine Atempause. Dadurch fiel der Dollar zunächst auf 142,90 Yen (1,00 Euro), nachdem er zuvor auf ein 24-Jahres-Hoch von 145,89 Yen gestiegen war. Börsianer hatten seit längerem über einen solchen Eingriff spekuliert.

"Könnte ausreichen"

"Einseitige Interventionen sind auf Dauer wenig erfolgversprechend, das hatte die BoJ in der Vergangenheit bereits schmerzhaft erfahren müssen", sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. "Sie könnten aber vielleicht ausreichen, der BoJ Zeit zu verschaffen, falls sie eine baldige Abkehr von der ultra-expansiven Geldpolitik erwägt."

Zuletzt hatten die Spekulationen auf eine Intervention zugenommen, nachdem die Notenbank einem Medienbericht zufolge einen Eingriff am Devisenmarkt vorbereitete. Die Zeitung "Nikkei" hatte unter Berufung auf Insider über einen sogenannten Kurstest berichtet. Dabei werden Devisenhändler angerufen und nach dem Preis für Kauf und Verkauf des Yen gefragt. Diese Kursüberprüfung wurde als Vorläufer für eine Intervention der Zentralbank interpretiert.

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