Espresso-Krise in Italien: Warum die Mokkakanne wieder im Trend liegt

Aufgrund steigender Rohstoffpreise und ungünstiger Wetterbedingungen in den Kaffeeanbauländern droht der Espresso in Italien immer bitterer zu werden - nicht im Geschmack, sondern im Preis. Der Preis für eine Tasse Kaffee an der Bar, der seit 2021 bereits um 20 Prozent gestiegen ist, könnte weiter anziehen. Immer mehr Italiener gehen auf Sparkurs und greifen verstärkt zur altbewährten Mokkakanne statt zu Kaffeekapseln, wie eine Analyse von Verbraucherschutzverbänden zeigt.
Laut der Studie "Die Italiener und der Kaffee", die vom Meinungsforschungsinstitut AstraRicerche durchgeführt wurde, bevorzugen inzwischen 55 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten die Espressokocher. Sie werden jetzt häufiger verwendet als die deutlich teureren Kaffeekapseln. Zwischen 2021 und 2023 hatten noch 65 Prozent der Befragten Kapselkaffee bevorzugt.
Espresso um 20 Prozent teurer als vor vier Jahren
Nach Auswertung der Daten von Verbraucherschutzorganisationen ist der durchschnittliche Preis für einen Espresso in der Gastronomie italienischer Großstädte von 1,04 Euro im Jahr 2021 auf 1,25 Euro im August 2025 gestiegen - ein Plus von 20,6 Prozent in nur vier Jahren. Dabei variiert der Preis je nach Region erheblich. Am teuersten ist der Espresso in Bozen, mit durchschnittlich 1,40 Euro pro Tasse, am billigsten im süditalienischen Kalabrien. Angesichts der aktuellen Preisentwicklung erscheint das Szenario, bald 2 Euro für einen Espresso zahlen zu müssen, immer realistischer.
Der Preis für einen Espresso ist zwar immer noch im Vergleich zu anderen EU-Ländern niedrig, für italienische Verhältnisse jedoch hoch. Die Kaffeepause an der Bar ist für Millionen Italienerinnen und Italiener ein fester Bestandteil des Alltags. Jährlich werden in Italiens Lokalen rund 6 Milliarden Tassen Espresso serviert. Die damit verbundenen Ausgaben sind insgesamt von 6,2 Mrd. Euro im Jahr 2021 auf derzeit 7,5 Mrd. Euro gestiegen - ein Anstieg um 1,3 Mrd. Euro bei gleichbleibendem Konsum, warnen die Konsumentenschutzverbände.
"Moka-Kanne" zuhause statt Espresso an der Bar
"Die steigenden Preise für etwas, das nicht nur ein Produkt, sondern eine tief verwurzelte Alltagsgewohnheit ist, könnten das Verhalten der Italiener verändern - sie könnten seltener in Bars gehen und stattdessen immer mehr auf die klassische, günstigere 'Moka-Kanne' zu Hause umsteigen", betont Gabriele Melluso, Präsident des Verbraucherschutzverbands Assoutenti. Die Teuerungswelle könnte seiner Ansicht nach den Kaffeekonsum in Italien beeinträchtigen.
In den kommenden Monaten könnte der Preis für eine Tasse Kaffee weiter steigen, warnen italienische Kaffeeröster. Grund dafür ist der Preis für Rohkaffee, der wegen des Klimawandels und anderer Faktoren ein Rekordhoch erreicht hat. Hinter dem Anstieg der Rohkaffeekosten stehen viele Faktoren. Bis 2050 könnte sich die Kaffeeanbaufläche auf globaler Ebene halbieren, warnen Branchenexperten.
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