Energie Burgenland will in Österreich zur grünen Nummer Eins werden

Energie Burgenland will in Österreich zur grünen Nummer Eins werden
Neuer Vorstandsvorsitzender Stephan Sharma plant Investitionen in Photovoltaik.

In der Energie Burgenland ist es mit Jahreswechsel auch zu einem Wechsel an der Unternehmensspitze gekommen: Stephan Sharma wurde neuer Vorstandsvorsitzender, Reinhard Czerny Finanzvorstand. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag präsentierten sie ihre Strategie für die nächsten Jahre. Ziel sei es, die Energie Burgenland zum führenden grünen Technologieunternehmen Österreichs zu machen, erklärte Sharma. Investiert wird vor allem in Photovoltaik.

Sharma, bisher Verbund-Manager, und Czerny, zuletzt Finanzvorstand bei IBM Österreich, werden die Energie Burgenland bis Ende 2025 leiten. Der neue Vorstandsvorsitzende will seine Expertise aus 15 Jahren in der europäischen Energiewirtschaft einbringen, um einen aktiven Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten: "Wir haben das Know How und die Technologie, jetzt müssen wir es umsetzen. Ich denke, dass wir die Energieversorgung komplett neu denken müssen." Erste Analysen hätten gezeigt, dass es einen "Change" in der Strategie brauche: "Wir stehen vor einem tiefgreifenden Umbruch des Wirtschafts- und Energiesystems."

Studien würden zeigen, dass Erneuerbare Energie wie Photovoltaik, Wind und Wasserkraft die kostengünstigsten stromerzeugenden Technologien seien. Sharma folgert daraus: "Wir werden in Photovoltaik massiv investieren. Wir wollen auch bei Photovoltaik die Nummer Eins in Österreich werden." Das bereits viel diskutierte burgenländische Raumplanungsgesetz begrüßt Sharma naturgemäß. Er sieht darin die "Benchmark" was Flächenphotovoltaik betrifft und verweist auf "sinnvolle" Doppelnutzung. Neben einer gleichzeitigen Nutzung von Flächen durch die Landwirtschaft plant die Energie Burgenland auch Bürgerbeteiligungsmodelle oder "Contracting Modelle" für Unternehmen. Bei Letzteren werden Firmen direkt mit Solar-Strom versorgt, sie ersparen sich Steuern, Abgaben und Netzentgelte.

Genaue Standorte für neue Photovoltaikanlagen ließ Sharma noch offen. Man habe sich aber "sehr viele" Flächen gesichert, möglich seien diese im gesamten Burgenland: "Überall gibt es Potenzial für den Ausbau in der Fläche und am Dach." Dachfläche sei ebenfalls wichtig, Sharma gab aber zu bedenken, dass diese Anlagen doppelt so teuer kämen wie jene im Gelände. Das Land Burgenland erarbeite derzeit geeignete Flächen und hierbei handle es sich um einige Hektar.

Heimatmarkt der Energie Burgenland sei das Burgenland. Um das Risiko, von einem Standort und einer Energieform abhängig zu sein, zu minimieren, erwägt Sharma auch ein Auslandsengagement. Dies soll "sehr überlegt und fokussiert" erfolgen, denn in der Vergangenheit seien diese Erfahrungen nicht so positiv gewesen, wie Sharma feststellte. Derzeit sei es noch zu früh für Details, aber vorstellbar sei ein Engagement in der Photovoltaik in Südeuropa. Nicht in der Projektentwicklung, dies wäre ein zu großes Risiko, wie Sharma betonte, aber ein Einstieg im Lauf der Wertschöpfungskette sei vorstellbar. Was die Windenergie betrifft, gebe es mehrere Optionen von Nord- bis Südeuropa.

Die Energie Burgenland hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 wie berichtet einen Jahresüberschuss von 42,2 Mio Euro gemacht - geprägt von starken Einmaleffekten. Um diese bereinigt belief sich dieser auf 23,5 Mio. Euro.

Entscheidend für die Steigerung des Unternehmenswertes seien Wachstum und Effizienz: "Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird." So soll etwa das Gasnetz mittelfristig weiterentwickelt werden, um damit auch Wasserstoff transportieren zu können. Eine große Entwicklung sei auch die Digitalisierung, wo man Ende Jänner neue Produkte und Lösungen anbieten werde.

Die Unternehmensorganisation selbst will der neue Vorstandsvorsitzende nicht aktuell verändern, sondern mit der Strategie weiterentwickeln. Auch will er eine "Can do"-Mentalität vermitteln. "Klimaschutz und Kosten stehen nicht in Widerspruch. Das wollen wir jetzt zeigen."

Für Sharma ist der Wechsel ins Burgenland übrigens auch eine "emotionale Rückkehr", wie er gegenüber der APA erklärte, denn er verbrachte in seiner Kindheit viel Zeit im Haus der Großeltern in Apetlon.

Kritik am neuen Vorstandsduo kam am Donnerstag umgehend von der ÖVP Burgenland: Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas forderte in einer Aussendung die "sofortige Offenlegung der Vorstands-Verträge sowie eine Entlastung für alle Burgenländer durch eine Strompreissenkung".

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