"Massiver Schaden": Österreich gegen die Schweiz im "Emmentaler"-Streit

Emmentaler
Die Schweiz will "Emmentaler" als Ursprungsbezeichnung eintragen lassen. Für Österreichs Milchwirtschaft wäre das fatal. Worum es genau geht.

Zusammenfassung

  • Die Schweiz möchte 'Emmentaler' als Ursprungsbezeichnung eintragen, was zu einem Rechtsstreit mit der EU führt.
  • Österreich und mehrere EU-Länder unterstützen die EU-Kommission im Widerstand gegen die Schweizer Klage.
  • Sollte die Schweizer Klage erfolgreich sein, drohen österreichischen Käseproduzenten wirtschaftliche Einbußen und Umbenennungen.

Der Emmentaler stammt doch aus dem Emmental im Kanton Bern, oder? Im Prinzip ja, aber...  Um die Frage, wer diese Bezeichnung auf seinen löchrigen Hartkäse kleben darf, tobt   ein Rechtsstreit zwischen der Schweiz und der EU.   

Nachdem sich Brüssel  wehrt, die von der Schweiz beantragte  Ursprungsbezeichnung auf EU-Ebene umzusetzen, reichten die Eidgenossen nun beim  Europäischen Gericht Klage ein. Und schreckten damit einzelne Mitgliedsländer, darunter Österreich, auf.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig gab am Freitag bekannt,  die EU rechtlich zu unterstützen und brachte einen Antrag auf  Zulassung als Streithelfer beim Gericht ein. Ein eher symbolischer Akt  zur Besänftigung der heimischen Käseerzeuger,  die hohe Einbußen bei ihren Emmentaler-Verkäufen fürchten. Neben Österreich unterstützen Deutschland, Frankreich, Polen und die Niederlande Brüssel in der Frage.

Noch ist die Milch nicht verschüttet. Worum geht es in dem Streit genau?

Schweiz bemüht sich schon seit Jahren um Schutz

Die Schweizer bemühen sich schon seit Jahren ihren Emmentaler im Export zu schützen. Erst im März 2024 ließ die Schweiz die Bezeichnung „Emmentaler“ als geschützte Ursprungsbezeichnung für Käse aus dem Schweizer Emmental in das internationale Register, die Genfer Akte, eintragen. Das Problem: Damit ist die Bezeichnung zwar in der Schweiz selbst sowie 43 Ländern geschützt, nicht aber in der EU. 

Die EU-Kommission verweigerte  zu Jahresbeginn 2025 den Schutz für die Mitgliedsstaaten. Begründung:  Der Name Emmentaler sei historisch und kulturell längst nicht nur mehr auf die Schweiz begrenzt, sondern auf einem viel größeren Gebiet gebräuchlich. Emmentaler wird schon  seit dem 19. Jahrhundert auch außerhalb der Schweiz produziert   und sei daher längst eine „generische Gattungsbezeichnung“ ähnlich wie Gouda oder Camembert. Damit darf der Käse weiterhin in der EU hergestellt werden. 

Es gibt inzwischen  auch in der EU geschützte Emmentaler Bezeichnungen mit geografischem Bezug, etwa den Allgäuer Emmentaler  (g.U.) aus Deutschland  oder den „Emmental de Savoie“ (g.g.A.) aus Frankreich. 

14.000 Tonnen Emmentaler jährlich in Österreich

In Österreich wird Emmentaler seit etwa 90 Jahren hergestellt und vermarktet. Jährlich werden rund 14.000  Tonnen des beliebten Hartkäses erzeugt. Die Herstellung ist im österreichischen Lebensmittelkodex geregelt. Aus der Emmentaler-Produktion abgespalten hat sich der „Heumilch“-Käse (ohne Gärfutter), dessen Bezeichnung als „garantiert traditionelle Spezialität“ mit einem EU-Gütesiegel geschützt ist. 

„Emmentaler ist ein wichtiger Teil der österreichischen Käsekultur. Die Produktion für die heimische Milchwirtschaft sehr wichtig“, erklärte Helmut Petschar,  Präsident des Milchverbandes Österreich , Anfang des Jahres. 

Bei Klagsdurchsetzung drohen "weitreichende Folgen"

Sollte sich die Schweizer Klage durchsetzen, drohen laut Landwirtschaftsministerium "weitreichende Folgen": So könnte der Emmentaler aus Österreich künftig nicht mehr als „Emmentaler“ verkauft werden dürfen. Auch Begriffe wie „Österreichischer Emmentaler“ könnten untersagt werden. so die Befürchtungen. Besonders brisant: Die Regelung könnte rückwirkend bis zu fünf Jahre zurück gelten. Totschnig ist alarmiert:  „Wir reden hier nicht nur über Etiketten. Es geht um Arbeitsplätze, um Wertschöpfung im ländlichen Raum und um Rechtssicherheit für unsere Betriebe.“

Hinweis: Dieser Artikel wurde am Freitag um 12.30 aktualisiert

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