Die streitbare Witwe von Niki Lauda

Niki und Birgit Lauda 2018 beim Funsraising Dinner in der Albertina
Unbemerkt von der Öffentlichkeit laufen am Landesgericht für Zivilrechtssachen schon seit geraumer Zeit zwei Prozesse mit höchst prominenter Beteiligung. Gegenstand der Verfahren ist das Erbe von Niki Lauda.
Der dreifache Formel-1-Weltmeister und Luftfahrtunternehmer starb 2019 im Alter von 70 Jahren. In der Meinung, seine Hinterlassenschaft zugunsten seiner zwei Familien sinnvoll und umsichtig geregelt zu haben. Er wolle, dass es keinen Streit unter seinen Erben gebe und nicht eine Generation alles verschleudere, sodass auch für die nachkommenden Generationen noch Vermögen vorhanden sei – das vertraute er seinen Freunden an.
Obwohl Lauda seiner Meinung nach alles anwaltlich detailliert und klar festgelegt hatte, ist ein erbitterter Streit um sein Erbe entbrannt. Witwe Birgit Lauda, 44, die Mutter der 13-jährigen Zwillinge Max und Mia, hat ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes die Privatstiftung Lauda und im Vorjahr auch noch die Verlassenschaft geklagt.
Dazu muss man wissen, dass der Ex-Rennfahrer 1997 eine Privatstiftung gegründet hat. Der Streitwert der Klage gegen die Stiftung ist mit rund 20 Millionen Euro angesetzt.
In Summe dürfte sich das Stiftungsvermögen auf gut 100 Millionen Euro belaufen. So hält die Stiftung unter anderem hundert Prozent an der NL Holding, die in der Bilanz 2021 Substanzgenussrechte von 104,5 Millionen Euro ausweist. Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten sind in der Bilanz mit 50 Millionen Euro angesetzt, die Finanzanlagen mit 56 Millionen Euro.
„Rundum-Sorglos-Paket“
Die Stiftung finanziert der Witwe laufend sozusagen ein „Rundum-Sorglos-Paket“. Sie übernimmt alle Kosten für die Instandhaltung und laufenden Betriebsausgaben der zwei Immobilien, die Birgit Lauda und die Zwillinge bewohnen. Als da sind eine Villa im 18. Bezirk und ein äußerst stattliches Anwesen in Ibiza samt drei Autos. Diese Latifundien werden von Immobilientöchtern der Stiftung gehalten.
Die Stiftung kommt zudem für drei Hausangestellte sowie einen großen Teil der Lebenshaltungskosten der Familie auf, von Urlauben bis zum Schulgeld. Darüber hinaus soll die Witwe, so hört man aus ihrer Umgebung, monatlich rund 20.000 Euro „Taschengeld“ erhalten.
Die Stiftung wird von vier Vorständen verwaltet, allesamt langjährige Weggefährten und enge Vertraute von Niki Lauda. Die beiden Anwälte Werner Sporn und Haig Asenbauer, DO&CO-Gründer Attila Dogudan und Gottfried Neumeister, Finanzvorstand des Gourmetkonzerns, der Laudas Airlines belieferte.
Birgit Lauda soll es nicht sehr goutiert haben, dass die Stiftung nach Laudas Tod das von ihm gecharterte Schiff und den Privatjet abgab. Für die 50-Meter-Yacht dürften im Jahr zwei Millionen Euro an Kosten aufgelaufen sein. Und der Flugzeug-Fan Lauda flog mit einem der größten Privatjets des Landes.
In Summe fordere die Witwe rund 20 bis 30 Millionen aus dem Stiftungsvermögen, bei Aufrechterhaltung der laufenden Zuwendungen, wissen Insider.
Die zweite Klage gegen die Verlassenschaft Lauda beläuft sich auf einen Streitwert von acht Millionen Euro. In der Verlassenschaft befinden sich jeweils ein Haus in Ibiza und in Barcelona, die aus der Zeit der „ersten“ Familie stammen – Ex-Frau Marlene und die erwachsenen Söhne Mathias und Lukas.
Die Verlassenschaft hat aus der Ära von Lauda bei Mercedes noch eine Option auf ein bei Freaks höchst begehrtes Hypercar. Der Sportwagen mit Formel-1-Motor würde die Kleinigkeit von 2,75 Millionen Euro kosten, netto, versteht sich.
Die Witwe hat vor Jahren ihre Liebe zur Kunst entdeckt und betreibt über eine gemeinnützige GmbH. eine Galerie (B.LA Foundation) in der Wiener Innenstadt.
Ihr neues Glück hat Birgit Lauda in Marcus Sieberer gefunden, Partner der internationalen Beratergruppe McKinsey. Ihn präsentierte sie öffentlich erstmals im Sommer 2021 in Salzburg. Sollte das Paar allerdings in den Stand der Ehe treten, könnte es mit den Zuwendungen der Stiftung vorbei sein. So ist es jedenfalls in der Stiftungsurkunde vorgesehen.
Verfahrenshilfe
Die Republik Österreich wartet übrigens immer noch auf die Begleichung der Gerichtsgebühren durch Birgit Lauda. Angesichts der hohen Streitwerte sind auch die Gebühren entsprechend. Diese summieren sich für beide Verfahren auf mehr als 300.000 Euro.
Die Witwe hatte Anträge auf Verfahrenshilfe gestellt, die freilich abgelehnt wurden.
Die Stiftung war zur Causa zu keiner Stellungnahme bereit. Der Anwalt der Witwe, Christoph Kerres, will derzeit gegenüber dem KURIER ebenfalls keinen Kommentar abgeben. Er möchte, erklärte er, „die in Kürze zu erwartende Gerichtsentscheidung abwarten“.
andrea.hodoschek@kurier.at

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