Die heimische Elektroindustrie hat die Krise von 2008 "überholt"

Kritik an Infrastrukturpolitik, Brexit-Anführern und Ausbau der Breitbandnetze.

Die heimische Elektroindustrie dürfte die Krise endgültig überwunden haben. 2015 lag der Produktionswert der Branche mit 13,4 Milliarden Euro (plus 4,7 Prozent) erstmals seit dem Ausbruch der Krise 2008 wieder über dem Vorkrisen-Niveau. Auch die Zahl der Beschäftigten, freut sich Brigitte Ederer, Präsidentin des Fachverbandes der Elektro/Elektronikindustrie (FEEI), steigt wieder. Im Vorjahr um 1,8 Prozent auf 61.200. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 war die Mitarbeiterzahl der Branche um 6 Prozent auf unter 57.000 eingebrochen.

80 Prozent Exportquote

Wachstumsmotor ist der Export, 80 Prozent der Produktion gehen ins Ausland. Im Vorjahr konnten vor allem die Lieferungen in die EU und die USA (plus 7,5 Prozent) gesteigert werden. Der niedrige Euro-Kurs und die gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise kurbelten den Export an. Außer nach Russland, die Lieferungen brachen wegen der Sanktionen um ein Viertel auf 154 Millionen Euro ein.

Noch nicht abschätzbar sind laut FEEI-Geschäftsführer Lothar Roitner die Auswirkungen des Brexit für die Exporte nach Großbritannien, die immerhin 430 Millionen Euro ausmachen.

"Unverantwortlich"

Mit den Verantwortlichen für den EU-Auszug der Briten geht Ederer hart ins Gericht: "Boris Johnson und Nigel Farage (die beide prominentesten Brexit-Befürworter traten nach der Abstimmung zurück, Anm.) verhalten sich unverantwortlich – das ärgert mich." Dieses Verhalten habe, kann sich die ehemalige SPÖ-Staatssekretärin einen Seitenhieb nicht verkneifen, "gewisse Ähnlichkeiten mit unseren EU-Gegnern".

Harsche Kritik gibt es auch an der österreichischen Infrastruktur-Politik. Die mehrheitliche Privatisierung der Telekom Austria sei ein Fehler gewesen. Genau anschauen müsse man sich auch den geplanten Verkauf des OMV-Gasnetzbetreibers an private Investoren. Für die Industrie und für die Staatsbürger wäre eine Mehrheit der öffentlichen Hand wichtig.

Für die zunehmende Digitalisierung der Industrie wünscht sich Ederer einen raschen Ausbau der heimischen Breitbandnetze. Denn von der Digitalisierung und weiteren Automatisierung wären viele Beschäftigungsgruppen stark betroffen. Der Ausbau gehe aber zu langsam. Außerdem sei unklar, welche Breitband-Netze – etwa von den Energieversorgern – es bereits gibt.

Kommentare