Die heikle Geschäftsaufteilung in der Nationalbank

Das neue vierköpfige Direktorium der Nationalbank (OeNB) ist seit Montag in Amt und Würden und hat bereits mit der Arbeit an der Strategie begonnen. Bei der Aufteilung der Geschäftsbereiche, immer eine heikle Angelegenheit, die genau austariert wird, sorgt allerdings eine Auffälligkeit für Gesprächsstoff in der Bank und der Finanzwirtschaft.
Die Hauptabteilung Zahlungsverkehr ressortiert jetzt zum neuen Mitglied Josef Meichenitsch, politisch den Grünen zuzurechnen. Dazu gehört der digitale Euro, logischerweise sollte auch das Bargeld Meichenitsch unterstehen, würde man meinen.

Josef Meichenitsch
Ist aber nicht der Fall. Der Bereich „Beteiligungssteuerung und Bargeldstrategie“ findet sich im Organisationsplan bei Thomas Steiner, der als einziger der vier Direktoren bereits die zweite Funktionsperiode jobbt.
Steiner gilt als ÖVP-Mann, sein Bruder Stefan Steiner war Chefstratege von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz. Die Notenbank ist zwar politisch unabhängig und die Regierung kann den Bankern nichts anschaffen. Der politische Einfluss funktioniert subtiler. Bei der Auswahl des Führungspersonals und der Zuständigkeiten.
Und da wird man sich doch das eine oder andere wünschen dürfen. Bargeld ist in Österreich ein politisch sehr sensibles Thema, das der ÖVP ein großes Anliegen ist („Nur Bares ist Wahres“). Zu wichtig, es einem grünen Newcomer zu überlassen. Meichenitsch hat sich ein Image als Top-Experte erarbeitet, aber ein g’standener ÖVP-ler ist halt berechenbarer.
Das weiß auch der Generalrat, der Quasi-Aufsichtsrat der Notenbank. An der Spitze stehen WKÖ-Präsident Harald Mahrer (ÖVP), Vize-Präsidentin ist ÖGB-Geschäftsführerin Ingrid Reischl (SPÖ). Wie man hört, ließ der Generalrat wissen, wohin die Reise in Sachen Bargeld gehen soll.

Thomas Steiner
Also landete das Bargeld bei Steiner. Der hat praktischerweise auch die Beteiligungen unter sich, die großteils mit Bargeld zu tun haben. Die Tochter OeBS ist für den Banknotendruck zuständig, die GSA (Geldservice Austria) für die Bargeldlogistik, spricht Bankomaten. Im vorigen Direktorium war übrigens der FPÖ-nahe Eduard Schock für den Zahlungsverkehr zuständig.
Obwohl, so ganz abgetrennt vom Baren ist Meichenitsch auch wieder nicht. Seine erste offizielle Amtshandlung war kürzlich die feierliche Eröffnung eines Bankomaten in Gaubitsch, NÖ. Entscheidungen zur Geschäftsverteilung würden vom Generalrat getroffen, dabei gehe es „ausschließlich um inhaltliche Gründe“, erklärt OeNB-Sprecherin Maria-Elisabeth Schroeder.
Sparprogramm
Haupt-Thema der Strategie wird das Sparprogramm, das sich die Bank selbst verpasst und das bis Jahresende stehen soll. Erste Schritte wurden bereits unter Mitarbeit des neuen Gouverneurs, Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher, gesetzt, bestätigt Schroeder. Das Bonusvolumen wurde im 40 Prozent reduziert und die sogenannte Fachkarriere wird vorübergehend ausgesetzt. Die Hierarchie wird etwas verflacht, indem die Position der stellvertretenden Abteilungsleiter abgeschafft wurde. Die gibt es schließlich in den Ministerien auch nicht mehr.
andrea.hodoschek@kurier.at

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