Die Großen sind die Guten? Ein Hoch auf „Superstar-Firmen“

Indiens Pharmariese Sun: Mit tausend Dollar zum Fünf-Milliarden-Dollar-Konzern
Weltbank-Ökonomin Caroline Freund: Innovative Riesen schaffen mehr Wachstum und Jobs. Aber auch Megavermögen.

1999 gründet ein kleinwüchsiger Englisch-Lehrer in seiner Wohnung in Hangzhou (China) eine Handelsfirma. Heute beschäftigt Alibaba 66.000 Menschen, Jack Mas Vermögen wird auf 37 Mrd. Dollar taxiert.

1959 schmeißt der 15-jährige Ahmet Nazif Zorlu die Schule und steigt bei der Textilfirma des Vaters ein. Heute beschäftigt die Zorlu Holding 36.000 Menschen und ist das drittgrößte türkische Konglomerat.

In Indien borgt sich 1983 Dilip Shanghvi tausend Dollar. Heute ist Sun Pharma mit 32.000 Angestellten der größte Pharmakonzern des Landes, macht 4,5 Mrd. Dollar Umsatz und ist in 100 Ländern präsent.

Es seien „Superstar-Firmen“ wie diese, die das Wachstum und die Beschäftigung vorantreiben, sagte Weltbank-Ökonomin Caroline Freund am Montag bei einem Vortrag in der Nationalbank.

Die Handelsexpertin, die zuvor auch für den Internationalen Währungsfonds, das Peterson Institute und die US-Notenbank Fed tätig war, hielt auf Einladung des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) die jährliche "Global Lecture".

Was Ungleichheit begünstigt

Im KMU-Land Österreich, wo „Konzern“ gerne als Schimpfwort gebraucht wird, klingt die These besonders provokant. Wobei: „Ich liebe Firmen nicht, weil sie groß, sondern weil sie produktiv sind“, so die Handelsexpertin. Die Gefahr von Monopolen sieht sie aktuell noch nicht.

Ja, die Reichen würden dank der Globalisierung noch reicher, sagt Freund. In den Schwellenländern seien die Superreichen aber immer öfter Selfmade-Milliardäre und seltener korrupte Oligarchen, Privatisierungsgewinner oder reine Erben.

Dass der Handel die globale Armut verringert hat, stünde außer Frage. Dass er in den Industriestaaten die ungleiche Einkommensverteilung fördere, stimme so hingegen nicht, sagt Freund. Die Ungleichheit sei vor allem in Großbritannien und den USA problematisch. Daran sei aber nicht der Handel schuld, sondern Politmaßnahmen wie Deregulierung, Steuersenkungen, der Aufstieg des Finanzsektors oder die geringere Rolle der Gewerkschaften.

Hoffen auf gutes Ende

Freund hofft, dass die von der US-Regierung angezettelten Handelskonflikte zu einem guten Ende kommen. Offizielle der Trump-Administration hätten ihr versichert, dass Protektionismus nur "das Mittel, nicht der Zweck" seien. Trumps Strategie, Handelsdeals zu erzwingen, sei jedenfalls riskant. Die Gefahr sei nämlich, dass wegen der Verunsicherung Investitionen ausbleiben.

Die Datenlage zeige eindeutig, dass offene Volkswirtschaft höheres Wachstum - um mindestens einen halben Prozentpunkt - verzeichnen als solche, die einen Kurs der nationalen Abschottung verfolgen.

Freund schöpft Hoffnung aus der Vergangenheit: Sie vergleicht die aktuelle Phase mit den 1980ern: Damals gab es ebenfalls Protektionismus (USA gegen Japan), der Güteraustausch stagnierte. Keiner hätte gedacht, dass kurz danach die Hyperglobalisierung der 1990er einsetzen und der Handel total abheben würde.

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