Der Mega-Deal der OMV: Gut oder schlecht?

Der Mega-Deal der OMV: Gut oder schlecht?
Vom Russengas hat sich die OMV losgesagt. Jetzt schmiedet man einen Chemieriesen. Das klingt fad. Ist es aber nicht.

Das war kein Zufall. Just an jenem Tag, an dem die neue Regierung angelobt wurde, gab die OMV spätabends einen Mega-Deal bekannt. Inhalt: Der heimische Öl- und Gaskonzern und sein Großaktionär Adnoc aus Abu Dhabi haben sich auf den Zusammenschluss ihrer beiden Chemie-Töchter Borealis und Borouge geeinigt. Wichtig: Beide Unternehmen halten gleich viel Anteile. Damit entsteht einer der größten Chemieriesen weltweit.  

Der Deal ist etwas komplex. Weil die Abu Dhabis auch ihr kanadisches Chemieunternehmen Nova Chemicals in den neuen Weltkonzern eingliedern. Aber um welche Produkte geht es überhaupt? Um sogenannte Polyolefine. Klingt fad. Aber die sind in vielen  Kunststoffen enthalten. Angewendet werden sie z.B. bei Kabeln, Rohren, Verpackungen oder medizinischen Geräten.

Die Frage aber ist: Wer hat was von dem Deal? Zunächst die österreichische Befindlichkeit. Das (auch steuerliche) Hauptquartier des Riesen ist in Wien. An der Börse wird der Konzern aber in Abu Dhabi notieren. Wien soll folgen. Wir werden sehen. Auch der neue  eher linke Finanzminister wird sich freuen. Hinter dem Deal stecken nicht böse private Spekulanten, sondern große Staatskonzerne. Außerdem soll die OMV Anspruch auf jährlich rund eine Milliarde Dollar Mindestdividende haben. 

Strategisch gesehen profitieren die Araber vom technologischen Wissen von Borealis mit seinen Tausenden Patenten. Die Österreicher profitieren im Gegenzug vom Zugang zu günstigeren Rohstoffen. Das gemeinsame Ziel: Expansion.  Vor allem auf dem vielversprechenden Wachstumsmarkt Asien. Dort waren bisher nur die Araber aktiv; die Österreicher in Europa. Und durch die Eingliederung von Nova Chemicals tut sich auch in Nordamerika ein gemeinsamer Markt auf.

Betrachtet man die Zukunftsstrategien der Österreicher und Araber, erkennt man Parallelen. Speziell bei der OMV hat das neue Management aus der fatalen Abhängigkeit vom russischen Gas gelernt. Um sich unabhängiger zu machen und auf mehreren Beinen zu stehen, wollen OMV und Adnoc das traditionelle Öl- und Gasgeschäft kontinuierlich zurückfahren. Wobei hier das Wort „langfristig“ betont werden muss. Plant doch die OMV gerade die Erschließung neuer Gasfelder im Schwarzen Meer. 

Dabei geht es nicht um Jux und Tollerei, sondern um die Energiesicherheit Europas.  Doch langfristig eben setzen OMV und Adnoc auf die Chemiebranche als Wachstumstreiber. Daran ist nichts falsch. 

Fazit: Der Deal muss noch genau unter die Lupe genommen werden. Als erste Analyse aber lässt sich sagen, dass darin mehr Musik enthalten ist als im Regierungsprogramm. Kein Zufall. wolfgang.unterhuber@kurier.atmuss. Plant doch die OMV gerade die Erschließung neuer Gasfelder im Schwarzen Meer. Wobei es dabei nicht um Jux und Tollerei sondern um die Energiesicherheit Europas geht.  

Doch langfristig eben setzen OMV und Adnoc auf die Chemiebranche als Wachstumstreiber. Fazit: Der Deal ist komplex und muss noch genau unter die Lupe genommen werden. Als erste Analyse aber lässt sich sagen, dass darin mehr Musik enthalten ist als im Regierungsprogramm. 

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