Defizit der Krankenkassen geringer als erwartet

Der Medikamentendeal mit der Pharmabranche zeigt Wirkung.
Kosten für Medikamente etwas eingebremst. Minus beträgt 21,5 Millionen Euro.

(Update um 14:44 Uhr: Die WKÖ erwartet für 2017 und 2018 Verluste der Krankenkassen von 234 bzw. 425 Millionen Euro)

Die Krankenkassen haben im Vorjahr ein Defizit von 21,5 Millionen Euro gemacht. Der Abgang ist damit deutlich geringer als ursprünglich prognostiziert - zu Jahresbeginn hatte man noch mit einem Minus von 129 Mio. Euro gerechnet (der KURIER berichtete). Im Voranschlag für heuer wird ein Defizit von 94 Mio. Euro prognostiziert. Das Jahr 2014 hatten die Krankenkassen noch mit einem Plus von 88 Millionen Euro abgeschlossen.

Defizit der Krankenkassen geringer als erwartet
Krankenkassen
Nach dem am Montag vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger veröffentlichten vorläufigen Gebarungsergebnis haben im Vorjahr von den neun Gebietskrankenkassen nur zwei positiv abgeschlossen (siehe Grafik). Das Größte Minus machte die Wiener mit 45,6 Mio. Euro.

Dass der Abgang 2015 weniger deutlich als im Voranschlag vorhergesagt ausgefallen ist, geht u.a. auf die Medikamenten-Kosten zurück. Hier hatte man ursprünglich noch mit einem Anstieg um 6,6 Prozent gerechnet, tatsächlich wurden es nun 5,4 Prozent. Mitverantwortlich dafür ist auch der zwischen Hauptverband und Pharmawirtschaft abgeschlossene Vertrag zur Kostenbegrenzung, womit die Pharmawirtschaft heuer 125 Mio. Euro an die Krankenversicherungsträger zahlt.

Schlechte Aussichten für die Zukunft

Deutlich schlechter sind die Erwartungen für heuer. Insgesamt wird für die Krankenkassen ein Verlust von 93,6 Mio. Euro vorhergesagt. Die Wirtschaftskammer zeichnet für die Jahre danach ein besonders düsteres Bild: Sie rechnet für 2017 bereits mit 234 Mio. und für 2018 mit 425 Mio. Euro an Verlusten, berichtete Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit in der WKÖ.

Ulrike Rabmer-Koller: "Lage bleibt angespannt"

Für die Vorstandsvorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Ulrike Rabmer-Koller, ist bei den Krankenkassen zwar ein "leichter Aufwärtstrend" erkennbar, die Lage bleibe aber "mehr als angespannt". In einer Aussendung verlangte sie, im neuen Finanzausgleich die geplante Verlagerung von Leistungen in den niedergelassenen Bereich zu berücksichtigen.

"Reflexartige Blockadehaltung" aufgeben

Mit der Umsetzung der Gesundheitsreform sollen die stationären Spitalsaufenthalte reduziert und mehr Leistungen aus dem stationären in den niedergelassenen Bereich verlagert werden. Das heißt aber auch, dass auf die soziale Krankenversicherung steigende Kosten zukommen. Die Prognose für das Jahr 2016 bilden diese Entwicklung bereits ab. Für Rabmer-Koller ist deshalb klar: "Geld muss Leistung folgen. Wir brauchen eine faire Verteilung der Mittel zwischen Bund, Ländern und der Sozialversicherung." Die Hauptverbandschefin appelliert auch an alle Systempartner im Gesundheitswesen, ihre "reflexartige Blockadehaltung bei jeder Weiterentwicklung" endlich aufzugeben.

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