Deutsche Regeln für Tierwohl gefährden Österreichs Milchexporte

Deutsche Regeln für Tierwohl gefährden Österreichs Milchexporte
Der Lebensmittelhandel in Deutschland verschärft die Regeln für die Tierhaltung.

Die österreichische Milchwirtschaft hat im Vorjahr Produkte im Wert von 1,7 Milliarden Euro ins Ausland exportiert. Knapp mehr als die Hälfte wurde nach Deutschland verkauft.

Es ist allerdings offen, ob das auch in Zukunft so sein wird. Denn der deutsche Lebensmittelhandel verschärft die Vorgaben beim Tierwohl. Es geht dabei um die Haltungsform der Tiere.

In den beiden untersten Haltungsstufen ist das Anbinden der Tiere oder das temporäre Anbinden erlaubt. Die Kühe stehen im Sommer auf der Weide und werden im Winter im Stall angebunden. Diese sogenannte Kombinationshaltung ist in Österreich weit verbreitet.

Die deutsche Haltunsstufe 3 verbietet das Anbinden der Tiere und gentechnisch verändertes Futter. Außerdem muss es den Tieren möglich sein, den Stall zu verlassen. Haltungsform 4 ist ähnlich der Haltungsform 3, allerdings mit noch strengeren Regeln.

Andere Situation in Österreich

Der deutsche Lebensmittelhandel will künftig nur mehr Milch von Kühen der Haltungsformen 3 und 4 verkaufen. Laut dem deutschen Bundesinformationszentrum für Landwirtschaft werden 87 Prozent der deutschen Milchkühe in Laufställen gehalten.

In Österreich ist die Situation eine andere. Der Präsident der Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter, Helmut Petschar, schätzt das 50 bis 60 Prozent der österreichischen Milchbauern mit Kombinationshaltung arbeiten.

Doch Milchbauern deren Kühe im Winter im Stall angebunden werden, können ihre Milch künftig nicht mehr nach Deutschland verkaufen. Die geplante Verschärfung der Kriterien für das Tierwohl beim nördlichen Nachbarn ist für Petschar eine „riesige Herausforderung“. Er hofft, dass der deutsche Handel die hierzulande übliche Kombinationshaltung der Kühe akzeptieren wird.

Doch dafür gibt es keine Garantie. Wenn Milch aus Kombinationshaltung nicht mehr nach Deutschland verkauft werden kann, werden viele Betriebe schließen, befürchtet der Präsident der Milchverarbeiter.

Wobei die Zahl der Milchlieferanten seit Jahren rückläufig ist. Im Jahr 1994, also noch vor dem EU-Beitritt, gab es fast 82.000 Milchproduzenten. Im Vorjahr waren es nur mehr knapp über 23.000.

Parallel dazu ist die durchschnittliche jährliche Liefermenge eines Betriebes von 27 Tonnen auf 151 Tonnen gestiegen. Wenn die Bauern an einem Liter Milch weniger verdienen, müssen sie mehr Milch liefern, um ihr Einkommen zu sichern.Die Erzeugerpreise sind im Vorjahr als Folge der allgemeinen Teuerung deutlich gestiegen. Aktuell bekommen die Bauern für einen Liter konventioneller Milch mit vier Prozent Fettgehalt 54,28 Cent. Das ist etwas mehr als in Deutschland. Wobei es auch immer wieder vorkommt, dass in Deutschland ein höheres Milchgeld ausbezahlt wird.

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