Das Geheimnis der Investoren: So investieren die Großen

SPATENSTICH FÜR NEUES BANK AUSTRIA HEADQUARTER: BENKO
Sie sind begnadete Netzwerker, sprühen vor Ideen und haben gutes Geschäftsgespür. So ticken René Benko und andere Topinvestoren.

Novomatic-Gründer Johann Graf, Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner und Airliner Niki Lauda haben viel gemeinsam: Ihre Privatstiftungen verfügen über erhebliche Vermögen und sie haben einen schönen Batzen Geld beim Signa-Konzern von René Benko angelegt. Mit dem Ziel: gute Renditen aus der Vermietung von Retail-Immobilien. „Mit einem Vermietungsertrag hat man heute das beste Szenario, weil die Miete an die Inflation angepasst wird und man erhält jedes Jahr mindestens den Inflationsausgleich“, sagt Investmentspezialist Wolfgang Matejka.

„Dieses Geschäftsmodell ist klug, aber Benko ist nicht der Einzige, der das macht.“ Doch der Tiroler hat diese Anlagestrategie zur Perfektion getrieben. „Wir schauen uns geeignete Immobilien schon an, wenn sie noch gar nicht auf dem Markt sind. Aber wir wissen bereits, da könnte sich etwas bewegen“, sagt Signa-Vorstand Christoph Stadlhuber. „Aber erst ab einer Größe von 50 Millionen Euro, wo es wenige Mitbieter gibt, und wo wir erhebliche Wertsteigerungspotenziale sehen.“

Ausgewählte Lagen

Das Kerngeschäft ist fokussiert auf Handelsimmobilien in besten Innenstadt-Lagen in den sieben deutschen Top-Städten wie Berlin, Hamburg und München sowie in Wien und Innsbruck. „Unser Geheimnis ist, dass wir unsere Strategie mit der von deutschen und österreichischen Pensionskassen und Vorsorgekassen abgleichen“, sagt Stadlhuber. „Diese suchen langfristige Veranlagungen und Renditen.“

Und sie legen auf Sicherheit wert. So bleiben Renditen bei Top-Innenstadtlagen in der Regel auch in Krisenzeiten stabil. Dadurch kann Signa Projekte günstig finanzieren. Sie zahlt diesen Kapitalgebern weniger als vier Prozent Zinsen pro Jahr und das fix auf 20 Jahre. Aber auch reiche Privatanleger sind meist keine Zocker. Das Gros legt großen Wert auf eine Balance zwischen Risiko und Sicherheit. „Je mehr Geld die Leute haben, desto mehr pochen sie auf den Erhalt des investierten Kapitals“, sagt Matejka. „Sie halten sich nur rudimentär in den Aktienmärkten auf, sondern gehen stark in Direktinvestments – meist Immobilien-lastige.“

Bestens vernetzt

„Der Erhalt des Vermögens steht für besonders vermögende Personen im Zentrum, das ist empirisch belegt“, bestätigt Teodoro Cocca, Professor für Asset Management an der Uni Linz. Wie überall auf der Welt gibt es auch in Österreich ein Netzwerk Vermögender. Sie werden bei verschiedenen Investmentprojekten als Geldgeber immer wieder kontaktiert.

Darunter sind vor allem Industrielle, Familienunternehmer und reiche Erben. „Dann geht man die Liste durch und sagt denen, der und der ist auch schon dabei“, sagt Cocca. „So läuft das. Es sind meist interessante Projekte, an die ein Normalbürger nicht herankommt, weil ihm die Grundgröße des Kapitals fehlt.“

Erhard F. Grossnigg

Das Geheimnis der Investoren: So investieren die Großen

Erhard F. Grossnigg

Der ehemalige Bankmanager hat sich in 40 Jahren den Ruf eines Top-Sanierers erarbeitet: Erhard F. ist ein begeisterter Sammler. Er sammelt Spazierstöcke, Bilder, Skulpturen, Briefmarken, Uhren. Und Unternehmen. Und nur bei letzteren schaut er stets auf die Kosten-Nutzen-Rechnung. Der gebürtige Linzer hat sich in den vergangenen vier Jahrzehnten einen Namen als Investor und Sanierer gemacht. Nach der Lehman-Pleite 2008 hat er mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister Martin Bartenstein die Austro Holding gegründet, mit der er sich an österreichischen Mittelstandsunternehmen beteiligt. Die Gruppe hält unter anderem Anteile an Ankerbrot, an dem Bergschuh-Produzenten Dachstein oder an den Büromöbel-Machern bene, hali und Neudoerfler, die er zu einem „Player europäischen Formats“ verschmelzen will.

Sein Erfolgskonzeptumreißt der Betriebswirt und ehemalige Bankmanager mit der schlichten Formel „mehr einnehmen als ausgeben“. Für seine Sanierungsfälle bedeutet das oft die Streichung von vielen Arbeitsplätzen. Dass das nicht allen gefällt, hat der Parade-Investor mitunter auch an den aufgestochenen Reifen seines Autos gesehen. Grossnigg bezeichnet sich selbst als Workaholic. Diesen Monat feiert er seinen 72. Geburtstag, arbeitet aber laut eigenen Angaben noch immer „weit mehr als 40 Stunden die Woche“. Am Handgelenk trägt er fast jeden Tag eine andere Uhr. Er sammelt aber nicht nur teure Marken wie Rolex oder Patek Philipp, sondern auch Zeitmesser von Swatch. Von letzteren hat er laut eigenen Angaben mehr als 100 bunte Stücke. Grossnigg: „Ich finde sie witzig.“ (SH)

Markus Friesacher

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Markus Friesacher

Der Salzburger Unternehmer Markus Friesacher hat im August das Traditionsunternehmen Gmundner Keramik von der Familie von Moy gekauft. Damit verbreitert der ehemalige Formel-3-Fahrer und Tankstellenbesitzer das Portfolio seiner mit Immobilien, Versicherung, Software, Tankstellen und  Fleischverarbeitung gut aufgestellten MF Gruppe in Anif um eine weitere Branche. Sein Ziel: Die Manufaktur in Gmunden am Traunsee mit ihren 130 Mitarbeitern und der Erlebniswelt soll erhalten bleiben, ebenso die Geschäfte in Salzburg und Wien.

Es soll auch Angebote aus dem Ausland gegeben haben, doch  sollen Verkäufer und Käufer über eine österreichische Lösung glücklich gewesen sein: Friesacher gilt als  glühender Patriot. Der 43-Jährige stammt aus einer Gastronomie- und Unternehmerfamilie aus Anif bei Salzburg. Nach seiner Rennfahrer-Karriere eröffnete er 2009 die erste Hofer-Tankstelle. 2016 verkaufte er alle 66 an die OMV, als deren Senior Vice President er seither tätig ist. Im Juni 2018 wurde er in den Aufsichtsrat der Hypo Salzburg berufen. Seit Juli ist der umtriebige Unternehmer auch Honorarkonsul von Bosnien und Herzegowina für das Land Salzburg. Über seine Tätigkeit bei der OMV ist allerdings nicht viel an die Öffentlichkeit gedrungen. Friesacher selber will über seine Funktion nicht viel sagen, seitens des Ölkonzerns heißt es, er würde Geschäfte anbahnen oder auch lobbyieren.

Friesachers Rennfahrer-Karriere war ambitioniert, aber nicht sehr erfolgreich – bei fast 40 Einsätzen in der Formel 3 soll er nur einmal unter die ersten drei gekommen sein. Zu einem Einstieg ins Tankstellengeschäft soll ihm Rennfahrer-Kollege Gerhard Berger geraten haben. Friesacher gilt als begnadeter Netzwerker, ein Grund dürfte das Nobelhotel seiner Eltern gewesen sein, bei dem prominente Gäste ein und aus gingen. (TP)

René Benko

Das Geheimnis der Investoren: So investieren die Großen

René Benko

Laufen und Radfahren und im Winter schnallt er sich ganz gern die Bretteln an, die eiskaltes Vergnügen bedeuten. Der Tiroler Investor René Benko, Herr über das Milliarden schwere Immobilien- und Handelsimperium Signa Holding,  ist ein begeisterter Hobbysportler. Doch in seiner Freizeit widmet sich der 41-jährige Unternehmer vor allem seinen vier Kindern, eines davon stammt aus einer früheren Beziehung. Und er frönt einer weiteren Leidenschaft: der Jagd. Neben einer Hochgebirgsjagd in Tirol hat die Signa Holding heuer auch das burgenländische Niederwild-Jagdrevier „Nickelsdorf-West“ für fünf Jahre gepachtet und zwei Aufsichtsjäger mitübernommen.

Im Geschäftsleben gilt Benko als kühler Rechner, harter Verhandler und herausfordernder Arbeitgeber. Wenn sein schwarzer S-Klasse-Mercedes mit Innsbrucker Kennzeichen vor dem Palais Harrach auf der Wiener Freyung, der Signa-Zentrale, parkt, dann ist Zeit sprichwörtlich Geld. Im Halbstunden-Takt jagt dann eine Sitzung die andere, der Arbeitstag seiner Manager hat dann nicht selten 16 bis 18 Stunden. „Er rechnet Zinseszinsen schneller im Kopf aus als wir zum Taschenrechner greifen können“, sagt Signa-Manager Christoph Stadlhuber. „Er hat die wesentlichen Kennzahlen immer im Kopf, zum Beispiel welche Retail-Mieten gerade aktuell sind.“

Bevor Benko eine Immobilie kauft, hat er schon eine konkrete Idee, was er daraus macht. So kaufte er den Leiner-Flagshipstore in der Wiener Mariahilfer Straße für 60 Millionen Euro, weil ihn dessen „klassische Warenhaus- Architektur“ fasziniert. Derzeit fusioniert er die deutschen Handelshäuser Karstadt und Kaufhof.  Und in Österreich hat er die Sanierung der Möbelkette Kika/Leiner in Angriff genommen. Benko hat sich ein persönliches Netzwerk aufgebaut, zu dem auch Kanzler Sebastian Kurz gehört. (KM)

Ein Sommer voller Übernahmen

FILE PHOTO: Logo of  UPC Cablecom is pictured in Renens

UPC

T-Mobile Austria vollzog am 1. August die Übernahme  des größten heimischen  Kabelnetzbetreibers UPC Austria. UPC, vormals Telekabel, gehörte zum US-Konzern Liberty Global. Kaufpreis: 1,9 Mrd. Euro.

++ THEMENBILD ++ MÖBELKETTE KIKA/LEINER

Kika-Leiner

Ende Juni kaufte die Signa-Gruppe des Tiroler Immobilienentwicklers René Benko   die Möbelhäuser Kika und Leiner von der Steinhoff-Gruppe. Für Kaufhäuser und Sanierungskosten wurden rund 600 Mio. Euro veranschlagt.

GERMANY-IRELAND-AUSTRIA-LAUDAMOTION-RYANAIR

Laudamotion

Seit Ende August hält die irische Fluggesellschaft Ryanair 75 Prozent am Billigflieger und Niki-Nachfolger Laudamotion. Ende März stieg Ryanair zunächst mit 24,9 Prozent ein. Der Kaufpreis wurde mit 50 Mio. Euro plus 50 Mio. Euro Anschubfinanzierung für Laudamotion angegeben.

++ THEMENBILD ++ WEIN & CO

Wein & Co

Der Hamburger Weinhändler Hawesko („Wein Wolf“) schluckte Ende Juli die vor 25 Jahren von Heinz Kammerer gegründete Weinhandelskette Wein & Co. Kaufpreis wurde keiner genannt, die Marke soll erhalten bleiben.

Das Geheimnis der Investoren: So investieren die Großen

Gmundner Keramik

Das Traditionsunternehmen Gmundner Keramik gehört seit 1. August  der MF Gruppe des ehemaligen Formel-3-Fahrers und Salzburger Unternehmers Markus Friesacher. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Das Geheimnis der Investoren: So investieren die Großen

Semper Constantia Privatbank

Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) übernahm Anfang Juli die Wiener Semper Constantia Privatbank um 185 Mio. Euro zur Gänze. Ende September wird daraus  die  LLB Österreich AG.

Das Geheimnis der Investoren: So investieren die Großen

Charles Vögele

Der Münchner Sanierungsfonds GA Europe legte das beste Angebot für die insolvente Modekette Charles Vögele Austria.

Investoren-Berater: „Wir sind auch Psychotherapeuten“

Das Geheimnis der Investoren: So investieren die Großen

Michael Rohrmair

KURIER: Warum braucht ein Unternehmer einen Berater beim Verkauf seines Betriebs?

Michael Rohrmair: Unternehmer kennen sich zwar gut in ihrer Branche aus, wissen aber meist nicht, was bei einem Verkauf zu tun ist. Sie sind in dieser Situation Laien. Einen Betrieb zu verkaufen, ist nicht das Gleiche wie ein Auto zu verkaufen. Eine Fülle von Informationen müssen bereitgestellt werden. In den meisten Fällen gehen die Unternehmer zu ihrem Steuerberater, der aber auch keine Erfahrung hat.

Wie gehen Sie vor?

Wir werden entweder vom Verkäufer kontaktiert oder erfahren, dass jemand einen Käufer sucht. Dritte Möglichkeit ist, dass wir aktiv für Investoren nach Kaufobjekten in einem bestimmten Bereich Ausschau halten, sprich Datenbanken und das Internet screenen. Die kontaktieren wir dann. Besteht Interesse, bringen wir die beiden Seiten zusammen.

Wie kommt dann der Deal zustande?

Zunächst erstellen wir ein anonymisiertes Unternehmensprofil. Geheimhaltung und Diskretion ist für beide Seiten wichtig. Stößt dieses auf Gegenliebe, machen wir eine rechtliche und steuerliche Überprüfung und bewerten das Unternehmen.  Infolge kommt es später zu persönlichen Treffen der beiden Parteien.

Der Preis ist dann wohl das Wichtigste...

Kommt drauf an. Für einige schon, für andere nicht. Sie wollen das Beste für das Unternehmen, das sie gegründet und aufgebaut haben, da verzichten manche schon auf ein paar hunderttausende Euro. Es geht auch um ihren Ruf, den sie verlieren könnten, wenn der Käufer viele Mitarbeiter abbauen könnte.

Wie oft scheitern Verhandlungen?

In rund 20 Prozent der Fälle, auch, weil die Verkäufer sture Hunde sein können. Wir sind in dem Prozess nicht nur Berater, sondern auch Moderatoren und Psychotherapeuten.

Was sind die Hauptgründe für einen Verkauf?

Abseits der Fälle, wo das aus finanzieller Not heraus geschieht, wollen Unternehmen  expandieren, haben aber kein Kapital und suchen Finanz- oder strategische Investoren. Einige wollen im Alter von  40 oder 50 in einer anderen Branche neu starten. Und bei der dritten Gruppe  mangelt es an einem Nachfolger. Jüngere sind oft an der Branche nicht interessiert oder wollen nicht wie der Vater sieben Tage in der Woche arbeiten. (klee)

Zur Person: Michael Rohrmair (40) gründete vor knapp zwei Jahren Beacon (zu deutsch Leuchtfeuer) Invest. Mit acht Mitarbeitern fungiert er im deutschsprachigen Raum als Bindeglied zwischen Investoren und KMU.

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