von 20 Millionen Euro wurde von der Realität mit einem Verlust von 30 Millionen rasant überholt. Trend weiter steigend.
Lage verschärft
Die Rail Cargo hat seit Jahren Probleme, doch die Rezession verschärft die Lage drastisch. Die Transportmengen liegen deutlich hinter den Planungen, erstellt nach den zu optimistischen Prognosen der Wirtschaftsforscher.
Obendrein brach der Agrarlogistikmarkt zusammen. Die RCG war im Vorjahr mit 200.000 Tonnen pro Monat die Nummer eins bei den Agrartransporten für die Ukraine. Jetzt aber fahren die Getreideschiffe wieder. „Der Agrarlogistikmarkt befindet sich aktuell in einer seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie da gewesenen Ausnahmesituation“, erklärt RCG-Sprecherin Maria Magdalena Pavitsich.
Die Wirtschaftsflaute drückt natürlich auch die Transportmengen auf der Straße, die Frächter haben freie Kapazitäten und ein Überangebot an Lkw. Und die Baustellen der sich in einem katastrophalen Zustand befindlichen Deutschen Bahn werden die ÖBB bis 2027 tangieren. Die zahlreichen Umleitungsstrecken verursachen enorme Mehrkosten.
Besonders schwierig sei die Lage bei Einzelwagenverkehr, Intermodalverkehr und der Rollenden Landstraße (Rola), die im direkten Wettbewerb zu Straße stehen, argumentiert Pavitsich. Das Transportgut wird direkt bei den Unternehmen mit Gleisanschlüssen) abgeholt und zugestellt. Der größte Konkurrent seien nicht andere Bahnen, „sondern der Lkw“.
Ruf nach höheren Beihilfen
Für diese Bereiche gibt es vom Bund alljährlich Förderungen, zuletzt mehr als hundert Millionen. Zu wenig, moniert man bei der RCG dringend eine kräftige Erhöhung. Die Beihilfen seien seit 2019 nicht valorisiert worden, die Kosten aber um 30 bis 50 Prozent gestiegen. RCG-Chef Clemens Först, ein ehemaliger McKinsey-Manager, will selbst lieber keinen Kommentar abgeben.
In der Regierung wird über das Thema noch verhandelt. Eine Aufstockung der Beihilfen erscheint vor dem Hintergrund der angespannten Budgetlage allerdings sehr fraglich. Man werde seitens des Eigentümers gemeinsam mit den ÖBB an einer Lösung arbeiten, hört man aus dem Ministerium von Peter Hanke (SPÖ). Ziel müsse sein, die Logistik auf der Schiene attraktiv beizubehalten.
Effizienz und Flexibilität steigern, neue Kundengruppen ohne eigenen Bahnanschluss, mittelständische Unternehmen – damit will die RCG gegensteuern. Die Flotte an Waggons und Loks, viele von Fremdfirmen angemietet, soll verkleinert werden, natürliche Abgänge bei Mitarbeitern derzeit nicht nachbesetzt werden. Sowie die Infrastruktur europaweit verbessert werden. „Einen Zug durch Europa zu fahren muss so einfach sein wie einen Lkw“ (Pavitsich).
Würde man den Einzelwagenverkehr einstellen, „bedeutet das 2,7 Millionen Lkw-Fahrten mehr“, rechnet Hebenstreit vor und warnt bei Nicht-Erreichen der Klimaziele vor Milliardenstrafen für Österreich. Er fordert „so etwas wie ein Klimaticket für Güter“. Kosten für die Staatskasse 400 bis 500 Millionen.
Bei aller Misslichkeit ist die Rail Cargo aber noch besser unterwegs als etliche Konkurrenten in der EU. Die Deutsche Cargo fuhr zuletzt 357 Verlustmillionen ein, die Tschechen 40 und die Schweizer 69 Millionen.
ÖBB-Chef Matthä dürfte doch länger bleiben
Der ÖBB-Holding dürfte ihr Chef noch länger erhalten bleiben. Der Vertrag von CEO Andreas Matthä endet mit Juni 2026, er hatte ursprünglich angekündigt, keine Verlängerung anzustreben. Kann auch mit seiner früheren Chefin zusammenhängen, der grünen Klimaministerin Leonore Gewessler. Wie man jetzt hört, soll der SPÖ-nahe Matthä doch um zwei bis drei Jahre länger an Bord bleiben. Sein Verhältnis zu SPÖ-Minister Peter Hanke soll sehr gut sein, aus Hankes Zeit im Wiener Rathaus. Wäre vermutlich auch nicht klug, mitten in der Krise jenen Mann gehen zu lassen, der die ÖBB am besten kennt.
Aufsichtsrat
Ende Mai soll der Holding-Aufsichtsrat neu bestellt werden. Aufsichtsrats-Chefin Brigitte Ederer „würde gerne weitermachen“, sagte sie dem KURIER. Stark anzunehmen, dass die ehemalige SPÖ-Politikerin und Siemens-Spitzenmanagerin von Hanke wieder ernannt wird. Ederer war schon in früheren Zeiten an der Spitze des Aufsichtsrates und ist eine profunde Kennerin der Bahn.
ÖVP und Neos sollen je einen Vertreter erhalten und sondieren noch. Kurt Weinberger, Chef der Hagelversicherung, der für die ÖVP zehn Jahre lang Vizepräsident des Aufsichtsrates war, steht nicht mehr zur Verfügung, was allgemein bedauert wird. Der von allen Seiten anerkannte Top-Manager wurde nicht nur von Ederer und Hebenstreit sowie von ÖVP-Finanzsprecher Andreas Ottenschläger gebeten, sein Mandat zu verlängern. Weinberger verabschiedet sich aus Zeitgründen, mindestens 20 Sitzungen im Jahr samt Vorbereitungszeit und dazwischen viele Gespräche seien zuviel: "Solche Funktionen, wenn man sie ernst nimmt, brauchen mittlerweile extrem viele Ressourcen und erfordern einen hohen zeitlichen Einsatz". Als Chef eines Naturkatastrophen-Versicherers, der mittlerweile in sechs Ländern tätig sei, habe er diese Kapazitäten nicht mehr.
andrea.hodoschek@kurier.at
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