Kurzum: „Trotz weniger eingehender Buchungen bedeutet das Virus für uns ein Mehr an Arbeitsaufwand“, sagt Freund. Ihre Mitarbeiter hätten alle Hände voll zu tun, um Kunden zu beraten und Ausweichrouten zu finden. Dazu kommen Verhandlungen mit Airlines, die Strecken von ihren Flugzetteln streichen.
Manche Branchenvertreter sprechen bereits von einer leichten Hysterie, die sich bei den Kunden breit macht. „Da wollen Leute Reisen nach Gran Canaria stornieren, weil auf Teneriffa ein Hotel unter Quarantäne steht“, erzählt Rewe-Touristik-Chef Martin Fast.
Seit zwei Wochen hinkt die Zahl der eingehenden Neubuchungen jedenfalls deutlich zweistellig hinter jenen des Vorjahres hinterher. Das könne sich aber auch schnell wieder ändern, zeigt seine Erfahrung. Denn das Gedächtnis von Urlaubern vergisst traditionell schnell, wo es Krisenherde gegeben hat. „Wenn morgen ein Impfstoff gegen das Coronavirus gefunden wird, haben wir schnell wieder einen ganz normalen Arbeitsalltag“, ist Fast überzeugt.
Dem stimmt auch Josef Peterleithner, Präsident des Österreichischen Reiseverbandes, zu. Es gäbe zwar große Unsicherheiten im Markt, aber „dabei geht es weniger um die Angst der Ansteckung, sondern um die Besorgnis, im gebuchten Hotel länger als geplant bleiben zu müssen“, glaubt er.
Um potenzielle Passagiere dennoch zum Buchen zu animieren, bieten so gut wie alle Reisebüros umfassende Stornomöglichkeiten. Die AUA lockt Kunden mit der Möglichkeit, kostenlos ihre Flüge umzubuchen, wenn sie noch im März buchen. Alle Tickets, unabhängig vom Preis, können einmal ohne Gebühr auf ein alternatives Datum bis zum 31. Dezember umgebucht werden, wenn sie bis zum 31. März neu gebucht werden. Die Regel gilt für die ganze Lufthansa Gruppe.
Währenddessen liegen die Nerven in der Hotellerie blank. Tourismusobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher rechnet damit, dass ihre Branche heuer um zehn Prozent weniger Umsatz einfahren wird als im Vorjahr.
„Fünf bis sieben Prozent Stornos sind für uns Alltag. Aber jetzt haben wir eine Quote von bis zu 15 Prozent.“ Parallel dazu bleiben die Buchungen für die kommenden Monate aus. Gebucht wird, wenn überhaupt, nur noch kurzfristig. „Natürlich haben auch wir jetzt großzügige Stornobedingungen, man ist ja froh, wenn man überhaupt etwas verkauft.“ Von Stornos besonders betroffen sind derzeit Häuser mit vielen internationalen Gästen, aber auch Seminarhotels. Grund: Viele Betriebe sagen Meetings ab und setzten stattdessen Telefonkonferenzen an.
Um die Hotels am Laufen zu halten, hat die Regierung ein Hilfspaket mit Haftungen für Überbrückungskredite geschnürt (siehe Bericht oben). Internationale Hotelketten sind von der Aktion ausgenommen – sie richtet sich ausschließlich an familiengeführte Betriebe.
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