Coronavirus: Gewerkschaft fordert kürzere Öffnungszeiten im Handel
Die geplanten Kindergarten- und Schulschließungen und dadurch entstehende Betreuungspflichten bringen viele der 400.000 heimischen Handelsangestellten in eine Zwickmühle. Die Gewerkschaft fordert nun, dass die Öffnungszeiten im Handel für die Dauer der Schulschließungen auf 08.30 Uhr bis maximal 18.00 Uhr eingeschränkt werden.
Untragbare Situation
"Aus Sicht der Gewerkschaft GPA-djp ist die Situation rund um das Corona-Virus für Handelsangestellte momentan untragbar, die Telefone in der Beratung der Gewerkschaft laufen heiß", so die GPA-djp-Bundesvorsitzende Barbara Teiber am Donnerstagvormittag in einer Aussendung.
Die Gewerkschaft drängt darauf, die Belastung für die Handelsmitarbeiter zu reduzieren. "Handelsangestellte sind einer enormen Zahl an sozialen Kontakten ausgesetzt, das Ansteckungsrisiko ist daher groß. Darüber hinaus sind es oft Frauen mit Betreuungspflichten, die aufgrund der kommenden Schulschließungen doppelt und dreifach belastet sind", sagte die GPA-djp-Chefin.
Keine Rechtfertigung
Eine Einschränkung der Öffnungszeiten auf 08.30 Uhr bis maximal 18.00 Uhr würde im Handel ermöglichen, mit einer Schicht pro Tag auszukommen und weiterhin die Versorgung mit Produkten des täglichen Lebens für die Bevölkerung sicherzustellen. "In der aktuellen Situation gibt es keine sachliche Rechtfertigung für Öffnungszeiten bis 21 Uhr", so Teiber.
Am Mittwoch hatte die Regierung noch keine neuen Maßnahmen vorgestellt, um die Entgeltfortzahlung für Eltern, die zur Kinderbetreuung zu Hause bleiben, neu zu regeln. Am Donnerstagnachmittag soll es zu der Causa weitere Gespräche zwischen der Wirtschaftskammer und der Gewerkschaft geben.
Die großen Handelsketten dm, Hofer, Rewe (Billa, Merkur, und Penny) und Spar prüfen derzeit die Personalplanung für die nächsten Tage und Wochen. Konkrete Maßnahmen will man erst nach den Sozialpartnergesprächen bekannt geben.
Handel dagegen
„Der Handel ist grundsätzlich gegen jede gesetzliche Verkürzung der Öffnungszeiten“, sagt Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) zum Vorstoß der Gewerkschaft. Insbesondere der Lebensmittelhandel sehe sich als wichtige Infrastruktur zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit der gesamten Bevölkerung. „Der Handel ist nach wie vor gut gerüstet.“
Für die Zeit der Schulschließungen sei es aber „vorstellbar, die Geschäfte erst um acht Uhr zu öffnen, da das Jausengeschäft in der Früh ja wegfällt“, so Buchmüller. „Damit können wir ein Zeichen gegenüber den Beschäftigten setzen.“ Zudem könnten Unternehmen, welche am Abend länger offenhalten, darüber nachdenken, ob dies angesichts der aktuellen Situation in diesem Ausmaß notwendig ist.
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