Corona: Lifebrain muss 509 Mitarbeiter kündigen

Corona: Lifebrain muss 509 Mitarbeiter kündigen
1.210 Beschäftigte insgesamt - Labor wertet "Alles gurgelt"-PCR-Test aus

Das Wiener Großlabor Lifebrain, das die PCR-Tests im Rahmen der Initiative "Alles gurgelt" auswertet, hat mit heute, Freitag, 509 der 1.210 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet. Das teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit.

Als Grund wurde die deutliche Reduktion der Testvolumina nach Änderung der Vorgaben durch den Bund angegeben.

Seit 1. April wurde die Anzahl der kostenfreien Untersuchungen auf fünf pro Person und Monat reduziert. Als Resultat seien die Ausgabezahlen der Testkits im April auf rund ein Zehntel im Vergleich zum ersten Quartal 2022 gesunken, hieß es vom Unternehmen.

Für das Wiener Lifebrain-Labor bedeute dies, dass der auf eine tägliche Kapazität von 800.000 PCR-Tests ausgerichtete Personalstand entsprechend reduziert werden müsse.

Aktuell habe man nur mehr ein Fünftel des Testvolumens der Monate Jänner bis März, schildert ein Sprecher auf KURIER-Nachfrage. Auch die jüngst beschlossene Übernahme der Auswertung der PCR-Tests in den Wiener Apotheken, habe die Rückgänge nicht ausgleichen können. Und für die Folgemonate rechne man mit einem weiteren Nachlassen des Testaufkommens.

Noch Ende März hatte Lifebrain angekündigt, den Sommer "durchtauchen" zu wollen,"auch wenn das finanzielle Vorleistungen bedeutet". Dies erschien damals als die sinnvollere Option als überschüssige Mitarbeiter zu kündigen. Denn dann hätte man für die zu erwartende Herbstwelle und dem damit wieder steigenden Testaufkommen neues, nicht eingeschultes Personal aufnehmen müssen.

Teilzeit-Lösungen

Nun seien aber aufgrund der Limitierungen durch die Bundesregierung die Testzahlen so weit gesunken, dass ein Durchtauchen wirtschaftlich nicht mehr machbar sei, betont der Sprecher. Man versuche aber, über Teilzeit-Lösungen so viele geschulte Mitarbeiter wie möglich über den Sommer hindurch behalten zu können. Möglicherweise ließe sich damit auch die Zahl der nun geplanten Kündigungen noch senken.

Geschäftsführer Michael Havel beteuert, dass der nun gesetzte Schritt sehr schwer falle: „Unser hoch motiviertes, bestens ausgebildetes und internationales Personal ist einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für die hervorragende Qualität, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit der Abläufe und Analysen.“ Ohne dem „fantastischen Team“, das seit fast eineinhalb Jahren rund um die Uhr für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger arbeite, hätte „Alles gurgelt“ nie zu einem europaweiten Leuchtturmprojekt werden können.
 

Corona: Lifebrain muss 509 Mitarbeiter kündigen

Michael Havel

„Selbstverständlich arbeiten wir mit aller Intensität daran, die mit der Reduktion des Personalstands verbundenen Entscheidungen für die betroffenen Personen bestmöglich abzupuffern. Wir haben daher bereits im März dem Betriebsrat einen umfassenden Entwurf für einen Sozialplan vorgelegt“, berichtet Havel.

Internationaler Player

Lifebrain wurde vergangenen Sommer um 1,2 Mrd. Euro an den Diagnostik-Spezialisten Cerba verkauft, die dem schwedischen Finanzinvestor EQT gehört. Vor etwas über drei Jahren war Lifebrain um rund 700 Mio. Euro an die italienische Beteiligungsgesellschaft Investindustrial gegangen. Lifebrain betreibt auch 350 Standorte in Italien, wo das Unternehmen als einer der größten medizinisch-diagnostischen Laborbetreiber mit rund 2.500 Mitarbeitern präsent ist.

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