Chipindustrie-Ausrüster ASML erhöht erneut Prognose
Der Halbleiterboom treibt das Wachstum beim niederländischen Chipindustrie-Ausrüster ASML weiter kräftig an. Im zweiten Quartal seien so viele Aufträge wie noch nie eingesammelt worden, sagte Konzernchef Peter Wennink am Mittwoch in Veldhoven.
Er erhöhte deshalb erneut die Umsatzprognose für das laufende Jahr und kündigte den weiteren Rückkauf von eigenen Anteilen an.
Der Umsatz soll jetzt heuer um rund 35 Prozent steigen. Der Konzern hatte erst im April bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal die Prognose für das Umsatzplus auf rund 30 Prozent erhöht. Davor wurde ein Anstieg im niedrigen zweistelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt.
ASML kündigte zudem den Rückkauf von eigenen Aktien im Volumen von bis zu 9 Mrd. Euro bis Ende 2023 an. Das Volumen fällt damit höher aus als in dem jetzt abgelösten Programm.
Börse: Kurs zog an
An der Börse wurden die erhöhte Prognose, die Zahlen zum zweiten Quartal und der Aktienrückkauf positiv aufgenommen. Am Mittwochvormittag zog der Kurs um vier Prozent auf 604,80 Euro an und näherte sich damit wieder dem Mitte Juli erreichten Rekordhoch von 611,80 Euro. Die Aktie baute ihr Plus heuer auf mehr als 50 Prozent aus. Mit einem Börsenwert von 254 Milliarden Euro ist ASML nach dem französischen Luxusgüterkonzern LVMH das zweitwertvollste Unternehmen der Eurozone.
ASML profitiert mit seinen Anlagen zur Halbleiterproduktion stark vom aktuellen, weltweiten Chipmangel. Hersteller wie Infineon, Intel, TSMC oder Samsung bauen ihre Kapazitäten wegen starker Nachfrage derzeit deutlich aus.
Experten: Prognose liegt über Erwartungen
Die neue Prognose liegt über den Erwartungen der Experten. Analysten hatten bisher mit einem Umsatzanstieg um knapp 30 Prozent auf 18 Mrd. Euro gerechnet. Wegen der hohen Nachfrage gehen die Experten davon aus, dass der Erlös bis 2024 auf fast 25 Mrd. Euro steigt.
Im zweiten Quartal setzte ASML etwas mehr als 4 Mrd. Euro um und damit etwas weniger als noch zum Jahreskauftakt, aber um ein Fünftel mehr als vor einem Jahr. Im laufenden dritten Quartal peilt ASML einen Umsatz zwischen 5,2 und 5,4 Mrd. Euro an. Die Bruttomarge soll dabei zwischen 51 und 52 (zweites Quartal: 50,9) Prozent liegen.
Aufträge seit 2020 verachtfacht
Der Auftragseingang habe im zweiten Quartal 8,3 Mrd. Euro betragen - das sind fast drei Viertel mehr als im ersten Vierteljahresabschnitt und fast das Achtfache des 2020er-Werts. Fast 5 Mrd. Euro der neuen Aufträge gehen auf Maschinen zurück, die die neuere sogenannte EUV-Lithografie (Extrem-Ultraviolett) nutzen. Der Gesamtauftragsbestand liegt derzeit bei 17,5 Mrd. Euro.
Der Gewinn ging im zweiten Quartal verglichen mit dem ersten Vierteljahr um etwas mehr als ein Fünftel auf gut 1 Mrd. Euro zurück. Vor einem Jahr lag der Überschuss bei 751 Mio. Euro.
ASML gibt keine Prognosen für den Gewinn im laufenden Jahr ab. Analysten gingen vor der Vorlage der Quartalszahlen von einem Überschuss von etwas mehr als 5 Mrd. Euro im laufenden Jahr aus. 2020 war der Gewinn bei knapp 3,6 Mrd. Euro gelegen.
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