Chinas Rote sollen Europa erobern

Chinas Rote sollen Europa erobern
Mit hilfe des Weinexperten Lenz Moser will der größte chinesische Weinhändler Changyu die Exporte steigern.

Der Sonnenkönig Ludwig XIV wusste um Inszenierungen. Nun gibt es in China ein Château Changyu Moser XV. Der Zusatz Moser XV. kommt vom österreichischen Chiefwinemaker des Chateaus, Lenz Moser. Die Familie ist schließlich seit fünfzehn Generationen im Weinbau tätig.

Changyu ist die größte Weinfirma in China mit sieben Produktionsstandorten und einem Jahresumsatz von rund 750 Millionen Euro. Das rund 1300 Kilometer südöstlich von Peking gelegene Château Moser XV. ist ein Neubau nach französischem Vorbild zum Preis von rund 70 Millionen Euro. Es gibt in China ja eine lange Tradition der Repräsentation. Für Europäer mag das nach Disneyland klingen, aber es wurde in China auch eine Kopie von Hallstadt gebaut.

Ein anderer Planet

Vor sieben Wochen ist Lenz Moser aus China nach Österreich zurückgekehrt. „Das ist ein anderer Planet mit einer anderen Denkschule.“ Die Ansprüche beim Weinmachen entsprechen dem Selbstbewusstsein einer Nation, die mittlerweile Deutschland überholt hat und zum größten Waren-Exporteur der Welt aufgestiegen ist. Erfolge auf dem Weltmarkt sind das Ziel. Was sich um gutes Geld nach Europa oder in die USA exportieren lässt, muss auch gut sein. Wer in der Absatzmetropole London bei einer Verkostung reüssiert, hat daheim einen enormen Startvorteil.

„Wir wollen im Ausland Erfolge feiern und dann in China den Absatz steigern“, erläutert Lenz Moser die Strategie. „Glaubwürdigkeit ist in China alles.“ 500.000 Flachen Wein wurden im Château Moser XV. bislang produziert und hauptsächlich exportiert. In Österreich sind die Weine im Fachhandel erhältlich. Vor allem Rotweine in der Preisklasse zwischen 12 Euro und 70 Euro werden gekeltert.

Doch dabei will es Lenz Moser nicht belassen. „Wir stehen für Innovation.“ So wurde im Rotweinland China nun auch ein weißer Cabernet produziert. „Das hat es bisher noch nicht gegeben“, ist Moser mit dem Ergebnis zufrieden.

China gilt als einer der interessantesten Weinmärkte der Welt. Die steigende Zahl der wohlhabenden Chinesen will ihren Wohlstand auch zelebrieren. Ordentliche Gewinnmargen sind im Weinhandel durchaus üblich. Die Weinexporte von Österreich nach China betragen mehr als 400.000 Liter. Importiert aus China werden lediglich einige tausend Liter.

Steigender Verbrauch

Der Pro-Kopf-Verbrauch beträgt in China aktuell etwa 1,5 Liter Wein pro Einwohner. In Österreich sind es um die 27 Liter pro Person. Der Weinmarkt in China wächst jährlich um 15 bis 20 Prozent.

Dass sich Changyu für Lenz Moser als Chiefwinemaker für diesen Standort entschieden hat, muss kein Zufall sein. Das Unternehmen wurde 1892 vom chinesischen Diplomaten Zhang Bisi gegründet. Der erste Weinmacher von Changyu war der deutsch-österreichische Weinbauforscher August Wilhelm Reichsfreiherr von Babo. Zuvor war Babo Direktor der Weinbauschule in Klosterneuburg.

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