Chinas Onlineriesen: Die Konsumenten haben es selbst in der Hand
Werden Temu und Shein teurer? Bis zu zwei Euro Gebühr für Pakete
Im gesamten Vorjahr konnten Österreichs Einzelhändler laut Wirtschaftsforschungsinstitut einen Umsatz von 77,2 Milliarden Euro erwirtschaften, ein inflationsbereinigtes Plus von immerhin 0,5 Prozent. Heuer betrug der Zuwachs bis dato sogar 1,5 Prozent. Und dennoch geht es vielen heimischen Händlern nicht gut. Rund 40 Prozent schrieben im Vorjahr einen Verlust. Wenig überraschend, dass dieser Umstand in zahlreichen Insolvenzen, vor allem in der Modebranche, mündet. Laut KMU Forschung Austria musste im Vorjahr der Einzelhandel im Durchschnitt vier Insolvenzen pro Werktag verkraften.
Neben den hohen Energiepreisen, den gestiegenen Lohnkosten und einer überbordenden Bürokratie kämpft die Branche auch mit der zunehmenden Konkurrenz durch ausländische Onlineshops. Und dabei stellt sich Amazon noch als geringstes Problem heraus. Schließlich können heimische Anbieter die Plattform als zusätzlichen Vertriebsweg nutzen. Anders stellt sich die Lage bei den chinesischen Webshops Temu und Shein dar. Sie fluten Europas Märkte mit asiatischen Billigprodukten, zum Teil gefälscht, zum Teil verstoßen sie gegen europäische Sicherheitsstandards. Shein und Temu zählen bereits zu den Top 10 der umsatzstärksten Onlinehändler in Österreich, kein europäischer Webshop ist in den vergangenen Jahren ähnlich schnell gewachsen.
Die Abschaffung der Zollfreigrenze von 150 Euro für Pakete aus Drittstaaten bis spätestens 2026, wie vergangene Woche von der EU beschlossen, kann nur ein erster Schritt sein, um der Lage wieder Herr zu werden. Die EU muss nun einerseits Konsumenten über die Praktiken der Chinesen informieren, zum anderen entschlossen gegen Produkte vorgehen, die nicht den europäischen Richtlinien entsprechen.
Aber auch Österreichs Politik kann etwas gegen den Vormarsch der Chinesen tun. Stichwort Bürokratie. Zahlreiche EU-Vorgaben müssen hierzulande übererfüllt werden (Gold Plating), vor allem den Green Deal betreffend. Gerade für kleinere Betriebe stellt dies eine zusätzliche Herausforderung dar. Auch über die strikten Ladenschlusszeiten muss erneut gesprochen werden. Es kann einfach nicht sein, dass an sämtlichen Sonntagen die Rollbalken unten bleiben, selbst in der Adventzeit, während in fast allen anderen Ländern Europas problemlos eingekauft werden kann. Naheliegend, dass aufgrund dieses Umstandes Geld in Internetshops fließt.
Und nicht zuletzt müssen auch die Konsumenten selbst in die Verpflichtung genommen werden. Bis zu 20 Prozent der Österreicher wollen laut einer Umfrage der Linzer Johannes Kepler Universität auf Temu oder Shein Weihnachtsgeschenke kaufen. Es liegt nun an allen, verantwortungsvoll einzukaufen und nicht ausschließlich den Preis als wichtigstes Kriterium heranzuziehen. Viele Waren gibt es zumindest in selber, wenn nicht höherwertiger Qualität auch bei heimischen Händlern – sowohl in deren Geschäften als auch Onlineshops.
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