China nutzt die Fußball-WM als Werbeplattform

China nutzt die Fußball-WM als Werbeplattform
Fußball-WM: China nimmt zwar nicht teil am Großereignis, jubelt aber trotzdem.

Zwar konnten sich die Kicker aus dem „Reich der Mitte“ für die Fußball-WM in Russland nicht qualifizieren, dennoch ist China sehr präsent und interessiert an der diesjährigen Großveranstaltung. Alleine 40.000 chinesische Fans reisten nach Russland und dutzende Millionen verfolgen die Spiele im Fernsehen. Zudem zieren die Namen chinesischer Firmen die Werbebanden in Russlands Stadien.

Zahlreiche Affären und der daraus resultierende Imageverlust der FIFA hat viele europäische Firmen abgeschreckt. Viele Unternehmen wollen nicht mit einem Verband assoziiert werden, über den so oft negativ berichtet wurde. Über fehlende Sponsoren muss sich der Fußballverband aber dennoch keine Sorgen machen. In China wurde eine neue Geldquelle gefunden. Immerhin stammen drei der fünf offiziellen WM-Sponsoren aus China: Der Elektronikkonzern Hisense, der Smartphone-Hersteller Vivo und die Molkereifirma Mengniu.

Das Interesse chinesischer Sponsoren bei der Weltmeisterschaft ist eigentlich neu. Der Vorreiter war im Jahr 2010 der Solarzellenerzeuger Yingli. Mit dem Immobilienriesen Wanda fand man einen anderen großen Sponsor, der mittlerweile zum Kreis der sieben „globalen Partner“ der FIFA gehört. Wanda hält außerdem einen 20-prozentigen Anteil am spanischen Fußballklub Atlético Madrid.

FIFA profitiert stark von China
Die FIFA hat 1,65 Milliarden Dollar im aktuellen Budgetzyklus durch Sponsorengelder erwirtschaftet, deutlich mehr als erwartet. Dies hat Nielsen Sports, ein Unternehmen, welches die Sponsoren-Einnahme der FIFA verfolgt, ausgerechnet, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Ein wichtiger Grund für das Plus ist vor allem das Engagement chinesischer Unternehmen. Die asiatische Förderung hilft der FIFA nach dem Korruptionsskandal zur Amtszeit Sepp Blatters erheblich, meint Glenn Lovett, der Manager von Nielsen Sports.

„Einige asiatische Firmen, vor allem aus China, haben die besten Werbeplattformen für den weltweiten Markt gesucht. Das hat gut gepasst, wir sind sehr zufrieden, wie es läuft“, sagte der französische FIFA-Handelsdirektor Philippe Le Floc’h. „Die Firmen wollen helfen, den Fußball in China zu entwickeln, und das wollen wir auch.“

Chinas großer Fußballplan
Der Staatspräsident Xi Jinping strebt an, eine Fußballgroßmacht zu werden, die den Weltmeistertitel gewinnt und die WM im eigenem Land austrägt. Die Entwicklung des Sports und des Fußballs ist für China eines der Hauptziele. Laut Forbes möchte der Staatschef das Turnier gerne im Jahr 2030 oder 2034 in seinem Land austragen. Zu den Plänen gehört es auch, die Anzahl der Fußballfelder im Reich der Mitte von 11.000 (Stand 2015) auf 70.000 bis zum Jahr 2020 zu steigern. Ein weiteres Ziel: China will 50 Millionen reguläre Fußballspieler, inklusive 30 Millionen Schüler bis 2020 haben. Bis 2025 sollen 50.000 Schulen einen besonderen Fokus auf Fußball legen – 2015 waren es nur 5000. Dass der Plan langsam aufgeht, zeigt vor allem das wachsende Interesse der Bevölkerung: Chinesen haben um 6000 mehr Tickets für die WM-Spiele gekauft als englische Fans. China stand das erste und letzte Mal 2002 in einer WM-Vorrunde. Laut russischen Medien wurden 100.000 Besucher aus China während der WM-Zeit erwartet.

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