China: Die letzte Bastion des Kapitalismus
Weltweit ächzen die Menschen über die Auswirkungen der Krise – und die Stimmung trübt sich immer mehr ein: In einer weltweiten Umfrage der US-Denkfabrik Pew Research Center unter 26.000 Befragten in 21 Ländern gibt nur mehr rund jeder Vierte (27 Prozent) an, mit der Wirtschaftslage in seinem Land zufrieden zu sein. Überraschende Ergebnisse gibt es in China – und auch in Deutschland.
Wie schätzen sie die wirtschaftlichen Bedingungen in ihrem Land ein? In Deutschland haben 73 Prozent der Umfrageteilnehmer diese Frage mit „sehr gut“ oder „gut“ beantwortet – ein erstaunlich gutes Ergebnis angesichts der eher durchschnittlichen Werte in den vergangen Jahren. 2009 etwa war nur jeder Fünfte zufrieden mit der ökonomischen Lage im Nachbarland Österreichs (das in der Umfrage übrigens nicht berücksichtigt wurde). Woanders herrscht jedoch noch größere Zufriedenheit: In China sehen 83 Prozent der Befragten ihr Land auf gesunden Beinen stehen. Weitere Spitzenreiter sind Brasilien (65 Prozent) und die Türkei (57 Prozent).
Anders stellt sich die Lage erwartungsgemäß in den krisengeschüttelten Ländern Südeuropas dar: In Spanien und Italien vertrauen nur mehr sechs Prozent in die Kraft ihrer nationalen Wirtschaft, in Griechenland gar nur zwei. Auch in den USA ist die Stimmung düster: Nur mehr ein Drittel der Befragten sieht Amerika ökonomisch auf einem guten Weg.
Ausgerechnet China
Weiteres interessantes Studienergebnis: Rund um den Globus stellen offenbar mehr und mehr Menschen das Modell der freien Marktwirtschaft infrage. In Japan, Mexiko und Spanien etwa ist die Mehrheit der Meinung, dass es den Menschen im Kapitalismus nicht besser geht. Auch im „Mutterland des Kapitalismus“, den USA, halten nur mehr zwei Drittel der Bürger die Marktwirtschaft für ein gutes Konzept. Ungebrochen ist die Begeisterung hingegen in Brasilien (75 Prozent), Deutschland (69 Prozent) und ausgerechnet im kommunistisch geführten China (74 Prozent).
Auch das Konzept „Harte Arbeit zahlt sich aus“ hat schon bessere Zustimmungswerte erlebt. In den den USA unterschreiben diese These war immer noch zwei Drittel der Befragten, in Russland hingegen nur ein Drittel. Auch in Italien, Griechenland und Frankreich ist man diesbezüglich skeptischer geworden.
Und wer ist schuld an dem ganzen Schlamassel? In Indien, Japan und vor allem Pakistan wird den jeweiligen Regierungen die Schuld an der Krise in die Schuhe geschoben – und zwar mit überwältigenden Mehrheiten von über 90 Prozent. In Spanien und Frankreich hingegen finden das nur 59 Prozent – dort werden eher Banken und Finanzinstitute für die Misere verantwortlich gemacht.
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