Vor allem die Investitionen deutscher Unternehmen seien angesichts der massiven Unsicherheit um Subventionen und Förderzusagen in Folge der Haushaltskrise gefährdet. Das habe auch die jüngste Konjunkturumfrage des Münchner Ifo-Instituts gezeigt. „Und je länger diese Unsicherheit anhält, desto wahrscheinlicher wird es, dass Deutschland auch 2024 eine Rezession erlebt“, sagt der Top-Ökonom. Nachsatz: „Aber das ist eine Staatskrise. Das Problembewusstsein ist da“, sagt Felbermayr zum enormen Zeitdruck bei den laufenden Budgetverhandlungen für 2024 in Berlin.
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Für Österreich sind das wahrlich keine guten Nachrichten. Dringend benötigte Wachstumsimpulse des Haupthandelspartners bleiben aus. Und um im Bild des vermeintlich kranken Mannes zu bleiben, sagt Felbermayr: „Die deutsche Krankheit trifft, wenn man so will, auf einen dahinsiechenden österreichischen Patienten.“
Aber nicht nur Nachfrage nach österreichischen Produkten fehle. Das Problem erfasse ganz Europa. „Deutsche Beiträge zu vielen großen EU-Projekten fallen aus – bis hin zur Ukraine-Hilfe.“
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Zuletzt sind die Erwartungen für Deutschland schon deutlich zurück genommen worden. Die Ampel-Regierung in Berlin aus SPD, Grünen und FDP hält zwar offiziell immer noch daran fest, dass 2024 ein Wachstum um 1,3 Prozent möglich sein wird, doch Ökonomen sind wesentlich pessimistischer.
Zweites Rezessionsjahr
Die Commerzbank prognostiziert bereits jetzt ein zweites Jahr mit Rezession in Deutschland. Und das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln spricht von der „Fortsetzung der ökonomischen Schockstarre“. Das betrifft etwa die Bauwirtschaft und die Industrie und überall dort sind auch heimische Unternehmen in Deutschland auf eigene Faust aktiv oder zumindest als Zuliefer-Betriebe tätig.
Wie in Österreich erwartet Felbermayr auch in Deutschland zwar eine gewisse Erholung des privaten Konsums angesichts von Lohnabschlüssen über der Inflation. Gleichzeitig blieben aber diverse Infrastruktur-Baustellen im Land und viele ungelöste Probleme erhalten. Felbermayr: „Es darf nicht wahr sein, dass drei Tage nach dem ersten Schneefall große Teile des München Schnellbahnsystems noch immer lahm liegen. Und das in einem der reichsten Länder der Welt.“
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