Brexit nahm der Industrie viel Wind aus den Segeln

Brexit nahm der Industrie viel Wind aus den Segeln
Die Unternehmen schätzen die künftige Geschäftslage jetzt wieder pessimistischer ein.

Der per Volksabstimmung beschlossene EU-Austritt Großbritanniens hat die heimische Industrie stärker geschockt als auf den ersten Blick sichtbar ist. "Die Aussichten eines Austritts des Vereinigten Königreichs", formuliert Christian Helmenstein, Chefvolkswirt der Industriellenvereinigung (IV), "führt zu einer erheblichen Zunahme der konjunkturellen Unsicherheit". Gleichzeitig bleibe das globale Konjunkturumfeld weiterhin unterkühlt.

Barometer fällt

Das Konjunkturbarometer – ein Saldo aus positiven und negativen Erwartungen – zeigt denn auch schlechteres Wirtschaftswetter an. Zwar schätzen die Unternehmen die aktuelle Lage noch positiv ein, für die kommenden sechs Monate sind sie aber deutlich pessimistischer als noch vor drei Monaten. Die IV habe daher laut Generalsekretär Christoph Neumayer "vom Prinzip Hoffnung auf das Prinzip Vorsicht" umgeschaltet. Im Klartext: Ein besserer Jahresverlauf für die Industriekonjunktur ist jetzt mehr als fraglich. Die Auftragslage – vor allem die Auslandsaufträge gehen zurück – ist schlechter als noch im vergangenen Quartal.

1,5 Prozent Wachstum

Die IV hält dennoch an ihrer Wachstumsprognose von 1,5 Prozent fest. Die Schätzungen der internationalen Organisationen wie Währungsfonds und OECD, die nur 1,3 Prozent Wachstum erwarten, hält Helmenstein für zu pessimistisch. Erstens profitiere Österreich wegen der engen Handelsverflechtung mit Deutschland von der deutschen Dynamik. Zweitens sorgten die Steuerreform und die staatlichen Ausgaben für Flüchtlinge für ein Ansteigen des privaten und des öffentlichen Konsums.

Vom Staat erwartet Neumayer nach den ersten positiven Ansätzen wie die neue Start-up-Förderung im Herbst einen größeren Wurf. Wichtig sei vor allem eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit. Das Wachstum müsse mittelfristig wieder auf 1,75 bis 2 Prozent steigen.

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