Der Brand des Autofrachters "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste wirft eine wichtige Frage auf: Wie gefährlich ist der Transport von Elektroautos für die internationale Schifffahrt?
Die Ursache des am Dienstagabend ausgebrochenen Feuers ist nach Angaben der niederländischen Küstenwache zwar noch nicht geklärt. Der TV-Sender RTL veröffentlichte aber die Aufnahme eines Notrufs, wonach ein Brand geratener Akku eines E-Auto das Feuer ausgelöst hat.
Lithium-Ionen-Batterien gehören nach Angaben der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) zu jenen Frachtarten, die für einen Großteil der Ladungsbrände verantwortlich sind. Die Batterien, die auch in Laptops und anderen elektronischen Geräten verbaut sind, sind nur schwer zu löschen.
Einmal in Brand geraten, könnten sie nicht mit Wasser oder durch Sauerstoffentzug gelöscht werden, sagt Nathan Habers, Sprecher des niederländischen Reederverbands KVNR zu Reuters. Zudem könnten sich die Feuer durch thermische Prozesse spontan wieder entzünden.
Autofrachter als "schwimmende Parkhäuser"
Während alle Logistikunternehmen mit dem erhöhten Brandrisiko durch Batterien konfrontiert sind, sehen die Versicherungsunternehmen die Schifffahrtsunternehmen gefordert. Sicherheitseinrichtungen wie Feuerlöschsysteme würden nämlich mit der technischen Entwicklung nicht Schritt halten. Auch das Geschäftsmodell der Unternehmen, die immer mehr Autos dicht an dicht in die Schiffe packen, erhöhe das Risiko. Autotransporter wie die „Fremantle Highway“ sind längst zu schwimmenden Parkhäusern geworden.
„Auf einem Schiff gibt es für einen Feuerwehrmann in Schutzkleidung keine Möglichkeit, zum Brandherd zu gelangen“, sagt John Frazee vom Versicherungsmakler Marsh. Dagegen seien Brände bei Lastwagen oder Zügen, die auch E-Autos transportieren, einfacher zu isolieren und zu löschen.
Immer mehr Brände auf Schiffen
Laut einem Bericht des Versicherers Allianz wurden im vergangenen Jahr 209 Schiffsbrände gemeldet - so viele wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr und um 17 Prozent mehr als im Jahr 2021. Davon ereigneten sich 13 auf Autofrachtern, aber wie viele davon E-Autos betrafen war unklar. Die steigende Zahl der Brände sind nicht nur eine Gefahr für Mensch und Umwelt, sondern lässt auch die Transportkosten steigen.
Transportkosten steigen
Schiffseigner nehmen Autobauer in Regress, wenn eines ihrer Fahrzeuge als Ursache für einen Brand identifiziert worden ist. Autohersteller kaufen daher zusätzlichen Versicherungsschutz, sagt Frazee. Und auch die Versicherungskosten für Schiffseigner dürften steigern.
Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) plant nach Angaben eines Sprechers angesichts der wachsenden Zahl von Bränden auf Frachtschiffen im nächsten Jahr neue Maßnahmen für Schiffe, die Elektrofahrzeuge transportieren. Die Organisation mit Sitz in London legt die Vorschriften für die Sicherheit auf See fest. Dazu könnten Details für die Art der verfügbaren Wasserlöscher auf Schiffen und Vorgaben gehören, wie weit eine Batterie aufgeladen werden darf. Erste Gespräche laufen bereits, eine schnelle Lösung dürfte aber nicht in Sicht sein.
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