Bilanz-Check: Wie viel Gewinnsteuer Großfirmen wirklich zahlen

Bilanz-Check: Wie viel Gewinnsteuer Großfirmen wirklich zahlen
AK-Unternehmensmonitor: 1000 Großbetriebe zahlten zuletzt effektiv nur 20,51 Prozent. Regierung plant weitere KöSt-Senkung.

Die Steuerlast gilt gemeinhin als eine große Bürde des Standortes Österreich. Die Arbeiterkammer (AK) kann das allerdings nicht nachvollziehen: Sie hat 1000 Bilanzen großer Kapitalgesellschaften für die Jahre 2014 bis 2016 analysiert, die 686.000 Menschen beschäftigen – fast jeden fünften Arbeitnehmer im Land. Die Ergebnisse liegen dem KURIER exklusiv vor.

Steuern

Demnach haben die Unternehmen 2016 effektiv 20,51 Prozent Körperschaftsteuer (KöSt) bezahlt – in der Industrie waren es sogar nur 18,7 Prozent. Zwar beträgt der Satz der Gewinnsteuer 25 Prozent, die Betriebe können aber über Verlustvorträge oder die Gruppenbesteuerung ihre Last minimieren.

Gemessen am Umsatz machte die Steuer überhaupt nur 1,22 Prozent aus, sagt AK-Experte Markus : „Da kann mir niemand erzählen, dass deswegen ein Unternehmen das Land verlässt und woanders investiert.“ Für Steuergeschenke gebe es keinen Grund, sagt die AK.

Bilanz-Check: Wie viel Gewinnsteuer Großfirmen wirklich zahlen

Die Regierung plant eine generelle KöSt-Senkung sowie eine Halbierung auf nicht entnommene Gewinne. Kleinen Betrieben, die Kapital aufbauen sollten, nütze das wenig, hingegen wirke es wie eine Stiftung für reiche Personen, weil im Unternehmen selbst Gewinne zum halben Satz „thesauriert“ (angespart) werden könnten, sagt Oberrauter. Red Bull, das löblicherweise seine Steuern in Österreich zahlt, könne sich so rund 50 Millionen Euro im Jahr ersparen.

Eine - laut Regierungsprogramm ebenfalls geplante - Angleichung des strengeren Steuerrechts ans Handelsrecht brächte zwar eine Vereinfachung. Dadurch würde aber ebenfalls die Steuerbasis geschmälert.

Stabile Ertragslage

Kräftig angezogen hat Österreichs Wirtschaft erst 2017. Aber auch in der eher schwachen Phase 2014 bis 2016 konnten die Großbetriebe ihre Erträge verbessern und Krisenpuffer verstärken.

Gewinne

Den Unternehmen blieben aus 100 Euro Umsatz im Kerngeschäft 4,3 Euro als Vorsteuergewinn – etwas weniger als 2015, aber mehr als 2014. Im Bau und Handel ist die Spanne geringer, in der Industrie mit 5,6 Euro deutlich höher. Brenzlich sieht es für jeden zwanzigsten Großbetrieb aus: 4,7 Prozent schrieben drei Jahre in Folge rote Zahlen.

Zukunft

„Die Unternehmen haben aus der Krise gelernt“, sagt Oberrauter. Sie haben die Puffer für schwere Zeiten aufgestockt – sowohl die Liquidität als auch das Eigenkapital. Die Investitionen waren 2016 nach AK-Ansicht noch zu verhalten. Sie würde sich noch mehr Geld für zukunftsfitte Technologie und die Qualifizierung der Belegschaft für die Digitalisierung wünschen.

Ausschüttungen

Positiv wertet die AK, dass die Gewinnanteile, welche sich die Eigentümer selbst auszahlen, in den vergangenen Jahren moderat auf 72 Prozent gesunken sind. Sie seien aber mit einem Drittel (33,4 Prozent) der gesamten Lohn- und Gehaltssumme immer noch zu hoch.

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