Belgische Firma wehrt sich gegen Übernahme durch Greiner
Der oberösterreichische Kunststoffproduzent Greiner will den belgischen Schaumstoffproduzent Recticel übernehmen, mit dem er schon länger kooperiert und dessen Aktien an der Börse in Brüssel notieren. Nachdem der Oberösterreicher bereits im Mai 27 Prozent der Aktien der Belgier zum Stückpreis von je 13,50 Euro von einem Großaktionär gekauft haben, kam es zum öffentlichen Übernahmeangebot an alle Aktionäre in selber Höhe. Doch nun wehrt sich die belgische Firma gegen eine "feindliche" Übernahme.
Belgier finden Käufer aus USA
Recticel hat auf das öffentliche Übernahmeangebot reagiert und sieht nunmehr den Preis als zu gering bewertet an. Und: Die Belgier haben nun einen potenziellen Käufer der Sparte für technische Schaumstoffe aus dem Hut gezaubert, die für die Greiner auch besonders wichtig ist. Das US-Unternehmen Carpenter Co. würde für diesen Unternehmensteil 665 Mio. Euro zahlen, geht aus einer Mitteilung von Greiner vom Mittwoch hervor.
Greiner lehnt eine Spaltung ab, weil dies erheblich von der bisher kommunizierten Strategie der Geschäftsführung von Recticel abweicht. Es würden damit keine Perspektiven für die künftige Entwicklung und das Wachstum des Unternehmens aufgezeigt, "welches aufgrund der verringerten Größe und der geringeren Mittel in einem wettbewerbsintensiven Umfeld deutlich kleiner wäre". Zudem hätte Recticel nichts zu den Auswirkungen auf den verbleibenden Teil des Unternehmens kommuniziert.
Angebot bleibt
Greiner bleibt bei seinem Übernahmeangebot, das bis Mitte Dezember läuft, sagte ein Sprecher zur APA. Der Preis von 13,50 Euro je Aktie sei zwar heute unter der Tagesbewertung von 14,60 Euro, aber im Schnitt der vergangenen fünf Jahre überdurchschnittlich sowie auch beim Kauf im Frühjahr vom früheren Großaktionär akzeptiert worden. Zudem müsste ein Verkauf der Sparte technische Schaumstoffe durch alle Gremien und die Hauptversammlung, wo Greiner den Verkauf mit seinem Anteil an Recticel verhindern könne.
Das Angebot von Carpenter Co. sei zudem an Bedingungen geknüpft, unterliege einer Due-Diligence-Prüfung, der Zustimmung der Aktionäre und einer behördlichen Genehmigung. Greiner zahlte fürs Aktienpaket im ersten Halbjahr knapp 200 Mio. Euro und würde - wenn alle Aktionäre aufs Übernahmeangebot eingingen - nochmals gut 550 Mio. Euro zahlen. Recticel solle an der Börse in Brüssel notiert bleiben. "Greiner ist der Ansicht, dass die finanziellen Konditionen ihres öffentlichen Angebots in Höhe von 13,50 Euro je Aktie weiterhin das beste verfügbare Angebot für die Aktionäre von Recticel darstellen."
Der Angebotspreis von Greiner führe zu einem Gesamtunternehmenswert von 1,72 Mrd. Euro. Das seien dann sogar, wie Greiner in seinem Übernahmeprospekt weiters vorrechnet 20,80 Euro je Aktie - unter Hinzurechnung der Verbindlichkeiten und mit Verbindlichkeiten vergleichbaren Positionen in Höhe von 298 Mio. Euro und der Bewertung der Unternehmenskosten in Höhe von 114 Mio. Euro. Somit entspreche das Greiner-Angebot für die umkämpfte Sparte jenem von Carpenter, wird argumentiert. "Jedoch wird im Rahmen des bedingten Angebots von Carpenter der endgültige Erlös für Recticel und seine Aktionäre wahrscheinlich deutlich niedriger ausfallen", wird auf verschiedene entstehende Kosten verwiesen.
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