Neben den risikoreicheren, hochverzinslichen Anleihen (High Yield) haben nur Geldmarkt-Papiere (Treasuries) kaum Verluste erlitten (siehe Grafik). Dabei handelt es sich um Papiere mit ganz kurzen Laufzeiten. Etwas besser schnitten auch für Euro-Anleger in Dollar gehandelte Papiere ab. „Wegen der Dollar-Stärke“, so Nitzladers Begründung.
Die Ursache für den Kursverfall bei bestehenden Anleihen liegt in den Zinsanhebungen. „Dass die Zinsen in so kurzer Zeit so stark nach oben gegangen sind, hat es das letzte Mal Ende der 70er, Anfang der 80er-Jahre gegeben“, sagt der Fachmann. Dies habe Renditeausschläge zur Folge gehabt, die es zuvor nur bei ganz großen Krisen gegeben habe. „Die Notenbanken haben viel zu lange zugewartet“, übt Nitzlader Kritik an EZB & Co. Allerdings auch an der Finanzpolitik der Staaten. „Es wurde zu viel Geld ausgeschüttet.“ Dies habe die Inflation noch mehr angeheizt.
Die Phase der großen Zinsanstiege sei nun aber vorbei, sagt Nitzlader. Er schätzt, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins noch bis maximal 4,0 Prozent (aktuell 3,5 Prozent) anheben wird. Zinssenkungen sieht er so schnell aber auch nicht zwingend kommen. „Das hängt von der Kerninflation ab.“ Diese gibt die Preissteigerungsrate ohne Energie und Lebensmittel an.
Das schwächelnde Wachstum sei für Anleihen jedenfalls keine so schlechte Nachricht, weil eben die Inflation und in Folge auch die Zinsen nicht weiter steigen sollten. „Kursgewinne sind möglich“, glaubt der Fachmann. Er rechnet mit 2 bis 3 Prozent Rendite bei Staatsanleihen, 4 Prozent bei Unternehmenspapieren und gar 6 bis 7 Prozent im High Yield-Bereich. „Die Renditen sind aktuell so attraktiv wie zuletzt nach der großen Finanzkrise 2008/09.“ Schon im ersten Quartal des Jahres lagen die Anleihenmärkte leicht im Plus (siehe Grafik).
Den Emittenten von Unternehmensanleihen gehe es gut, auch wenn es etwa in zyklischen Sektoren wie der Chemie- oder Immobilienbranche einige Probleme gebe „und der Höhepunkt der Kreditqualität hinter uns liegt“. Der Verschuldungsgrad sei immer noch relativ gering.
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