Bargeld in Österreich: 11.000 Tonnen Stahl im Umlauf

Drei Personen sitzen auf einer Bühne während einer Podiumsdiskussion.
OeNB-Gouverneur Holzmann und Finanzminister Brunner stellten sich beim KURIER-Talk in der Nationalbank den Fragen zu Bargeld und Inflation

Wer beim Einkaufen oder im Restaurant am liebsten in bar zahlt, ist in bester Gesellschaft. „Meine Frau zahlt zu 90 Prozent in bar, ich zu 50 Prozent mit Karte“, sagt Finanzminister Magnus Brunner beim KURIER-Gespräch (Titel: „Red ma übern Euro“) in Kooperation mit der Nationalbank Dienstagabend in Wien.

Eine Handy-Abstimmung im voll besetzten Saal zeigt, dass die meisten im Publikum ein ähnliches Zahlungsverhalten wie der Minister haben: 49 Prozent zahlen demnach sowohl Cash als auch mit Karte (33 Prozent eher mit Karte, 18 Prozent eher bar).

Tonnen an Stahl

Das erklärt auch, warum nach wie vor rund 31 Milliarden Euro Bargeld im Umlauf sind. Vieles davon in Form von Kleingeld, was KURIER-Leser Karl Piaty ziemlich aufregt. Aus Sicht des Konditors aus Waidhofen an der Ybbs könnte sich die Nationalbank die kleinen Cent-Münzen sparen – machen die Finnen schließlich auch. Piaty bezeichnet Kupfermünzen als Ressourcenverschwendung; spätestens, wenn sie in Rex-Glasln verschwinden …

Ein Mann im Anzug sitzt in einem Sessel und gestikuliert während eines Gesprächs.

Finanzminister Magnus Brunner: „Meine Frau zahlt zu 90 Prozent in bar, ich zu 50 Prozent mit Karte“

Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann hat dazu Zahlen parat. „11.000 Tonnen Stahl und 600 Tonnen Kupfer haben wir in Form von Münzen in Umlauf“, rechnet er vor. Von einer Ressourcenverschwendung will er trotzdem nichts wissen. Die Haltbarkeit der Münzen würden schließlich auch archäologische Funde belegen, scherzt er. „Banknoten werden übrigens häufiger neu gedruckt, als man denken würde.“

ÖNB: Kurier Gespräch: Red ma übern Euro.

Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann: „11.000 Tonnen Stahl und 600 Tonnen Kupfer haben wir in Form von Münzen in Umlauf“

Für Aufregung auf politischer Ebene sorgten zuletzt jedenfalls mehr die großen Scheine – Stichwort EU-weite Bargeldobergrenze und die Frage, wo diese anzusetzen sei. Die EU-Kommission hat sich im Vorjahr für eine EU-weite Regelung stark gemacht, Länder wie Frankreich treten bereits für eine Absenkung der Obergrenze von 10.000 auf 5.000 Euro ein. Holzmann dazu: „Ich bin gegen jede Bargeldobergrenze.“

Manche Initiativen beschwören dennoch bereits das Ende des Bargelds herauf, so wie „SOS Bargeld“, deren „Volksbegehren für uneingeschränkte Bargeldzahlung“ mehr als eine halbe Million Menschen unterschrieben haben. Finanzminister Magnus Brunner beruhigt: „Das Bargeld bleibt. Auch auf europäischer Ebene gibt es keine anderen Anzeichen. Sollte es solche geben, werden wir uns wehren.“

„ÖNB: Kurier Gespräch: Red ma übern Euro“.

Rege Beteiligung aus dem Publikum an den Diskussionen zu Bargeld, Inflation und Kryptos

Bisher wenig erfolgreich waren dagegen die geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken, monieren Diskussionsteilnehmer. Das Anleihenkaufprogramm ist beendet, der Leitzins wird Schritt für Schritt angehoben. An der Teuerungswelle ändert das bisher wenig bis gar nichts.

Eine Gruppe von Männern sitzt in einer Reihe, einige benutzen ihre Smartphones.

Das Publikum stimmte via Handy zu Fragen - etwa zur Bargeldzahlung - ab

Aus Sicht des Nationalbank-Gouverneurs ist das auch wenig überraschend. „Bis die Maßnahmen voll wirksam werden, vergehen zwölf bis 18 Monate“, sagt er. „Geldpolitik funktioniert nicht auf Knopfdruck.“ Schon gar nicht, wenn mehrere unglückliche Faktoren zusammenspielen. Wie zuletzt die Lieferkettenprobleme, die gleichzeitige Überhitzung der Nachfrage nach Energie und die steigenden Energiepreise, fasst Brunner zusammen. Seiner Meinung nach haben die Zentralbanken „eventuell zu zögerlich“ gehandelt. Letztlich seien sie die einzigen, die einen wirksamen Hebel zur Inflationsbekämpfung haben.

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