Deutlicher Rückgang: Warum es in Österreich immer weniger Bank-Filialen gibt

Der Digitalisierungs- und Online-Trend ist nicht aufzuhalten, das spüren auch die heimischen Banken massiv. Laut einer Auswertung des gewerkschaftsnahen Momentum Instituts wurden in den vergangenen 20 Jahren hierzulande rund ein Drittel aller Bankfilialen geschlossen. Im Jahr 2005 habe es in Österreich noch 5.046 Filialen gegeben, 2024 seien es nur noch 3.526 gewesen (exakt minus 30,12 Prozent).
Starke Rückgänge habe es vor allem im Raiffeisen- und im Sparkassensektor gegeben, auch die Volksbanken hätten ihr Netz spürbar ausgedünnt. Deutlich weniger reduziert wurde bei Bank Austria und Bawag. Einen kleinen Zuwachs an Filialen habe es hingegen bei den Bausparkassen gegeben. Ebenfalls nicht ausgedünnt hat die Post-Tochter Bank99.
Branchensprecher Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), sagt, der Rückgang an Bankfilialen sei weder neu noch überraschend. Der Rückgang sei vielmehr ein Ergebnis eines tiefgreifenden digitalen Wandels und eines deutlich veränderten Kundenverhaltens.
Rudorfer sagt: "Mehr als 80 Prozent der Standardservices werden mittlerweile online oder mobil abgewickelt. Fast sieben von zehn Personen erledigen ihre Geldgeschäfte ausschließlich digital und besuchen keine Bank mehr. Damit hat sich die Rolle der Bankfiliale vom reinen Transaktionsschalter zum beratungsorientierten Servicezentrum entwickelt."
Auch international ist der Trend zum Abbau von Bank-Filialen nicht aufzuhalten, Österreich steht da in keinster Weise alleine da. Insbesondere der Vormarsch von Direktbanken wie N26, die von Start weg gänzlich ohne Filialen auskommen und Kunden praktisch alle Geschäfte über das Smartphone abwickeln, illustriert den Wandel in der Bankenwelt.
Das Momentum Institut hat sich auch die Gebühren bei Bankendienstleistungen angeschaut und kommt zum Schluss: Seit 2005 hätten sie die Gebühren um durchschnittlich 62 Prozent erhöht. Ein Blick in die Inflationsdaten der vergangenen Jahre zeigt, dass auch die Inflation seit Anfang 2005 um rund 72 Prozent zugelegt hat.
Rudorfer meint zum Gebühren-Aspekt: „Bankleistungen haben sich in Bezug auf Umfang, Qualität und Geschwindigkeit massiv weiterentwickelt. Sie sind heute wirkmächtiger und vielseitiger als je zuvor."
Einfache Zahlungsaufträge könnten binnen Sekunden weltweit abgewickelt werden, digitale Services seien rund um die Uhr verfügbar. „Und Banken investieren kontinuierlich weiter in IT-Sicherheit, Datenschutz und moderne Infrastruktur.“
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