Die Aktion ist der vorläufige Höhepunkt in dem seit 2019 andauernden, erbitterten Zwist um Einfluss und Kontrolle bei den drei Regionalbanken. Die Bank Austria ist größter Einzelaktionär bei Oberbank, BKS und der BTV (Bank für Tirol und Vorarlberg). Die drei florierenden und rentablen Regionalbanken sind wiederum über mehrere Syndikate untereinander verbunden, aktienmäßig und personell. Die Chefs sitzen bei den jeweiligen Schwesterbanken in den Aufsichtsräten.
17 Verfahren
17 Verfahren sind derzeit vor den Gerichten und der Übernahmekommission anhängig, demnächst werden wohl zwei weitere dazukommen. Auch wenn sich die Vorwürfe tatsächlich irgendwann in Luft auflösen sollten, angenehm sind solche Verfahren für das Image von Bankern nicht.
Der aktuelle Anlass ist, wie alles in diesem Streit, äußerst komplex. Es geht um Anteile an der dritten Bank im Bunde, der BTV (Bank für Tirol und Vorarlberg). Wüstenrot war mit 2,5 Prozent an der BTV beteiligt und Mitglied des BTV-Syndikats. Im Herbst wollte Wüstenrot raus, Chefin Susanne Riess-Hahn gründete selbst eine Bank. Aufgrund einer Syndikatsvereinbarung aus 1998 hatten Oberbank und BKS ein Vorkaufsrecht für diese Aktien, nach einem festgelegten Preisbildungsverfahren. Der aktuelle Börsekurs lag jedoch um 20 Prozent unter dem Syndikatspreis von 41,60 Euro.
Billiger verkauft
Am 25. Oktober 2022 erstanden Oberbank und BKS die BTV-Aktien und veräußerten sie am selben Tag zum deutlich niedrigeren Börsekurs an die G3B Holding (Generali) und die BTV Privatstiftung. Die Generali ist der Versicherungspartner der Banken.
Verlust aus dem Deal für Oberbank und BKS: jeweils rund drei Millionen Euro. So weit sind die Fakten von allen Seiten unwidersprochen. Die Bank Austria ortet einen Vermögensschaden für Oberbank und BKS und deren Aktionäre – zu denen sie auch gehört. Die Vorgangsweise entspreche „nicht den Grundsätzen redlicher und verantwortungsbewusster Geschäftsführung“ heißt es im Antrag für die Oberbank-HV.
Nicht nachvollziehbar
Es sei nicht nachvollziehbar, warum Vorstand von Oberbank und BKS die Kündigungsmöglichkeit des BTV-Syndikatsvertrags ignoriert und das Vorkaufsrecht nicht an die Käufer weitergereicht hätten. Außerdem hätten G3B und BTV Privatstiftung selbst direkt gegenüber Wüstenrot als Käufer auftreten können.
Beide Banken weisen in ihren Stellungnahmen die Vorwürfe als „inhaltlich falsch und rechtlich verfehlt und damit offenkundig unbegründet zurück“. Pflichtwidrigkeiten der Vorstände seien „in keiner Weise nachvollziehbar“. Schon um Wert und Ertragskraft der BTV-Beteiligung zu erhalten, habe sich der Vorstand verpflichtet gesehen, den Schutz des BTV-Syndikats zu gewährleisten. Dass auch noch die guten Geschäftsergebnisse 2022 betont werden, ist für diese Causa eigentlich nicht relevant.
Heißt im Klartext, man dürfte in Linz und Klagenfurt die sechs Millionen als eine Prämie gesehen haben, um die Kontrolle der Bank Austria über die BTV und letztlich die 3 -Banken zu verhindern.
Untreue-Vorwürfe
Die Bank-Austria-Vorstände wiederum wollten sich vermutlich gegen mögliche Untreue-Vorwürfe (ab 5.000 Euro) absichern, falls sie nach Bekanntwerden des Deals nicht reagiert hätten. Dabei keimte kürzlich sogar Hoffnung auf Frieden auf. Die Streitparteien gingen aufeinander zu und beteuerten, man werde die laufenden Verfahren zwar nicht zurückziehen, aber keine neuen Fronten eröffnen. Hielt nicht lange.
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