„Es geht jetzt darum, die Inflation zu bekämpfen, aber den Banken keinen weiteren Stress zuzufügen“, sagt Finanzexpertin Monika Rosen mit Blick auf die jüngsten Turbulenzen bei der Silicon Valley Bank (SVB) oder der First Republic.
Der durchaus robuste Arbeitsmarkt in den USA sowie die nach wie vor hohe Inflation von sechs Prozent sprechen dafür, dass Fed-Chef Jerome Powell die Leitzinsen weiter anhebt. Doch er drosselte das Tempo. Der Schlüsselsatz wurde am Mittwoch um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent angehoben.
Eine stärkere Zinsanhebung – wie noch kurz vor den Bank-Turbulenzen in den USA und der Schweiz angekündigt – wäre Gift gewesen für bereits angeschlagene Banken. Hätte Powell die Zinsen aber unverändert gelassen – auch diese Vermutung gab es im Vorfeld –, wäre dies ein fatales Signal an die Märkte, dass demnächst mit weiteren Banken zu rechnen sei, die in Schieflage geraten könnten.
Hintergrund laut Rosen: Banken wie die Silicon Valley hätten in der Vergangenheit langlaufende US-Staatsanleihen gekauft. Durch die Zinsanhebungen seit dem Vorjahr seien die Kurse der Anleihen gefallen. Wenn dann Kunden ihre Einlagen im großen Stil abziehen, müssen die Banken ihre Anleihen mit hohen Verlusten verkaufen und geraten in Schwierigkeiten, die bis zu einer Pleite führen können. Dazu sei gekommen, dass diese mittelgroßen US-Banken seit einer Gesetzesänderung unter der Trump-Administration keinen Stress-Tests mehr unterzogen wurden.
Anders als die Fed hat sich die EZB zuletzt nicht beirren lassen und weiter kräftig an der Zinsschraube gedreht (plus 0,5 Prozentpunkte). Der Grund liegt auf der Hand: In der Eurozone gibt es aktuell keine mit den USA oder der Schweiz vergleichbaren Problembanken. Die Stabilität des Finanzsektors wird gebetsmühlenartig betont. Außerdem, und das ist wohl entscheidend, ist in der Eurozone das Inflationsproblem mit 8,5 Prozent ein noch viel größeres als in den USA und vor allem in der Schweiz (3,4 Prozent). So blieb die EZB in der Vorwoche auf ihrem eingeschlagenen Kurs.
Österreichs Inflation liegt seit Mitte 2022 sogar über dem Durchschnitt der Eurozone. Die Milliardenhilfen der Bundesregierung haben ihren Teil dazu beigetragen, aber auch Zweitrundeneffekte wie höhere Lohnabschlüsse.
Wifo-Experte Josef Baumgartner sagt: „Länder wie Frankreich, Spanien oder Deutschland haben mit Strompreisdeckeln, Gas-Subventionen oder einem Spritpreisrabatt stärker in die Märkte und Preisbildung eingegriffen. In Österreich wurde versucht, die Auswirkungen der Inflation abzufedern.“ Das bedeutet aber: Der Energiepreis blieb durch die Symptomkur hoch, wodurch sich auch ein stärkerer Überwälzungseffekt als in anderen Ländern ergab – weil teure Energie und höhere Löhne in allen Produkten stecken.
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