Wie Ex-Fußballstar Drogba Afrikas Wirtschaft nach vorne bringen will

Ein Mann im Anzug sitzt vor einem Banner für den „Africa Day“.
Europa soll nicht nur investieren, sondern vor allem Arbeitsplätze und Wertschöpfung vor Ort schaffen, sagt der ehemalige Chelsea-Stürmer.

Als Fußballer hatte er immer schon den Zug zum Tor, nun will er nichts weniger als seinen Heimatkontinent wirtschaftlich nach vorne bringen: Didier Drogba (45), legendärer Stürmerstar beim FC Chelsea, tauschte Fußball-Dress gegen Business-Outfit und wirbt seither um Investoren für sein Geburtsland Côote d’Ivoire (Elfenbeinküste) und den Rest des Kontinents. Am Dienstag eröffnete er als Gastredner den „Africa Day“ in der Wirtschaftskammer.

„Ich bin kein Wirtschaftstreibender, sondern ein Botschafter Afrikas“, stellt Drogba beim Hintergrundgespräch mit Journalisten klar. Seine Mission: Afrika und seine Menschen nach vorne bringen, ausländische Investoren anlocken, die hier nicht nur auf Rohstoffe aus sind, sondern Arbeitsplätze vor Ort schaffen. Diese sind bitte nötig, denn Tausende junge Menschen denken an Migration. „Wir müssen den jungen Menschen Job-Möglichkeiten geben, ansonsten werden sie auswandern“, warnt Drogba.

Didier Drogba gestikuliert während eines Gesprächs an einem Tisch.

Westliche Unternehmen sollten nicht nur exportieren

Westliche Unternehmen sollten daher nicht nur exportieren, sondern hier lokale Partnerschaften schließen und „ihre gesamte Wertschöpfungskette von der Produktion über den Handel und den Transport bis zum Verbrauch direkt dort vor Ort aufbauen und somit neue Jobs schaffen“. Neue Partnerschaften sollten auch einen besseren Zugang afrikanischer Produkte in den österreichischen und EU-Markt ermöglichen.

 Côte d’Ivoire steht etwas im Abseits

Besonderes Anliegen ist dem Ivorer, der auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, sein eigenes Land, für das er mehr als 100 Mal im Nationalteam spielte. Das westafrikanische Land Côte d’Ivoire steht etwas im Abseits der Investoren, die eher nach Marokko, Mali oder Senegal schielen. Die Geschäftsbeziehungen zu Österreich konnten zuletzt aber sukzessive ausgebaut werden, wobei vor allem Kakao importiert und Maschinen exportiert werden.

 „Bei uns gibt es zahlreiche Investitionsmöglichkeiten, vor allem bei der Infrastruktur, im Bildungsbereich oder im Tourismus“, rührt Drogba die Werbetrommel. Nach vielen Jahren des Bürgerkrieges versucht das Land behutsam, eine touristische Infrastruktur aufzubauen, um für Reisende aus Europa attraktiver zu werden.

Land des Kakaos

Wichtigster Wirtschaftszweig des Landes ist die Kakaoproduktion, wobei das Land bestrebt ist, mehr Wertschöpfung im eigenen Land zu behalten. „Wir wollen mehr Wertschöpfung im Land und hier Jobs schaffen“, betont auch Drogba. Auch bei der Digitalisierung des Landes sieht er großes Aufholpotenzial, bei dem österreichische Firmen ihr Know-how einbringen könnten.

Der ehemalige Chelsea-Stürmer ist selbst ein Investor. Mit seinem als Fußball-Profi verdienten Vermögen hat er eine Foundation (Stiftung) gegründet, die Entwicklungsprojekte im Bereich Gesundheit und Energie unterstützt. So wurden etwa eine Schule, eine Klinik und mobile Krankenstationen errichtet. 2007 beteiligte sich Drogba an einer lokalen Goldmine. Diese laufe gut, er könne sich nicht beklagen, antwortet er auf die Frage, wie zufrieden er mit dem Investment sei.

Afrikas Fußball spielt sich ins  vordere Mittelfeld

Erfreut zeigt sich Drogba über die sportliche Entwicklung in vielen afrikanischen Ländern. Als Beispiel nennt er Marokko, das es bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 bis ins Halbfinale geschafft hat. Der Abstand zu Europa reduziere sich ständig, meint der Fußball-Promi, schon bald werde ein afrikanisches Fußball-Team die WM gewinnen. „Wir wollen ganz vorne mitspielen. Es gibt viele Talente in Afrika, aber es fehlt vielerorts noch die nötige Infrastruktur“, meint Drogba.

 Die Sport-Industrie sei im Vergleich zu anderen aber schon sehr weit entwickelt. Von Wien zeigt sich Drogba, der erst einmal als Chelsea-Spieler hier war, beeindruckt. Im Juni will er wieder kommen und „endlich ein Wiener Schnitzel essen“.

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