Spitzenquoten für Österreich-"Tatort"

Das österreichische " Tatort"-Team holt den nächsten Quotenrekord in Deutschland. Durchschnittlich 9,59 Millionen Zuseher schalteten am Sonntagabend im Nachbarland ein, um dem mehrfach ROMY-gekrönten Ermittlerduo Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) bei der Aufklärung eines Mordfalls im österreichisch-tschechischen Grenzgebiet zuzusehen. Der Marktanteil betrug 26,9 Prozent.
Nie zuvor erreichte ein ORF-" Tatort" ein größeres Publikum in Deutschland. Der bisherige Reichweitenrekord aus dem September 2013 lag bei 9,48 Millionen Zuschauern. In Österreich sahen die jüngste "Tatort"-Folge 1,03 Millionen Menschen. Marktanteil: 32 Prozent.
Es ist auch ein Erfolg für Rupert Henning, der mit der im Waldviertel spielenden Geschichtsaufarbeitung sein Debüt als Drehbuchautor und Regisseur beim "Tatort" gab. Im Folgenden finden Sie ein Interview mit Henning.
Es ist ein untypischer, atmosphärischer "Tatort". Untypisch allein schon der zeitliche Rahmen: Es ist 50 Jahre her, dass ein junger Mann am österreichisch-tschechoslowakischen Grenzfluss Thaya verschwunden ist. Jetzt will sein Sohn wissen, was damals passiert ist. Und weil die Ereignisse von damals ihre Schatten in die Gegenwart werfen, kommt es zu noch einem Kriminalfall, der die Wiener Sonderermittler Moritz Eisner und Bibi Fellner auf den Plan ruft.
"Grenzfall" ist der erste "Tatort" von Rupert Henning; er zeichnet für Drehbuch und Regie verantwortlich. Die Handschrift des Neulings ist erfrischend: Er verstrickt sich nicht in Genre-Klischees oder irrwitzigen Thrillerarabesken, sondern erzählt ruhig und unbeeindruckt eine starke Geschichte, die auch ohne Prügeleien und Verfolgungsjagden spannend ist, und sich ein unkonventionelles Ende erlaubt – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Balance
Es wurde ein Film. Einer, der sich um Balance zwischen Ernst und Leichtigkeit bemüht: "Eine ernste Geschichte muss unterhaltsam sein, sonst ist sie fad. Und eine lustige Geschichte oder ein lustiger Dialog muss ernsthaft gespielt sein, sonst ist es eine Blödelei."
Und ein Film, der sich Zeit nimmt, den Genregrenzen feinsinnig nachzuspüren. Die obligatorische Gerichtsmediziner-Szene löst Henning folgendermaßen auf: Eisner sucht den – ihm nicht gerade freundlich gesonnenen – Pathologen im Hörsaal auf, der den aktuellen Fall prompt zum Fallbeispiel für seine Studierenden und amüsanten Ratespiel für die Fernsehzuschauer macht.
Auch die Beziehung zwischen Eisner und Fellner wird um eine neue Facette erweitert. Rund um Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser – "zwei unglaublich professionelle Darsteller, die ihre Figuren im kleinen Finger haben und gleichzeitig begierig darauf sind, was Neues auszuprobieren" – schart Rupert Henning ein vielfältiges Ensemble. Das reicht von "ganz jungen Schauspielerinnen, die ihren ersten Drehtag hatten, bis hin zu ausgebufften alten Hasen wie dem Lukas Resetarits und Schauspielerinnen wie Andrea Clausen, die hauptsächlich Theater spielt." Die Dreharbeiten hätten großen Spaß gemacht, sagt Henning, auch wenn ihm die Ressourcenknappheit beim Fernsehfilm Kopfzerbrechen bereitete. "Man kommt in der Früh zum Dreh und weiß, man hat schon verloren gegen die Zeit." Trotzdem: "Ich würd’s jederzeit wieder tun."
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