"Sozialtourismus" ist deutsches Unwort des Jahres

Ein Wörterbuch ist bei dem Eintrag „Rechtsprechung“ aufgeschlagen.
Mit dem Schlagwort hätten Politiker und Medien gezielt Stimmung gegen unerwünschte Zuwanderer aus Osteuropa gemacht, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Sozialtourismus" ist das deutsche "Unwort des Jahres". Mit dem Schlagwort "wurde von einigen Politikern und Medien gezielt Stimmung gegen unerwünschte Zuwanderer, insbesondere aus Osteuropa, gemacht", begründete die "Unwort"-Jury am Dienstag ihre Entscheidung.

Mehr als 1300 Einsendungen hätte es gegeben. Wie die FAZ berichtet, schafften es auch oft genannte Begriffe wie "Supergrundrecht" und "Armutszuwanderung" in die engere Auswahl. Die Jury unter dem Vorsitz der Sprachwissenschaftlerin Nina Janich entscheidet aber unabhängig und richtet sich nicht nach der Häufigkeit der Vorschläge.

"Protz-Bischof" und "Armutszuwanderung"

Auf den zweiten Platz reihte die Jury - bestehend aus vier Sprachwissenschaftlern, einem Journalisten sowie einem jährlich wechselnden Mitglied aus dem Bereich Kultur und Medien - übrigens "Protz-Bischof". Der Name bezieht sich auf den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der mit dem teuren Ausbau seines Bischofssitzes Ende vergangenen Jahres für weltweite Schlagzeilen gesorgt hatte. Als Gegenpol zu Portz und Prunk wurde die "Armutseinwanderung" auf Platz drei gewählt.

Vergangenen Monat war "GroKo" zum deutschen Wort des Jahres gewählt worden. In Österreich wurde bereits Anfang Dezember "Frankschämen" zum Wort des Jahres. "Es beschreibt in treffender Kürze das Befremden vieler Bürger über das Verhalten eines spätberufenen Parteigründers bei seinen öffentlichen Auftritten", begründete die heimische Fachjury unter Leitung von Prof. Rudolf Muhr die Wahl. "Inländerfreundlichkeit" wurde das heimische Unwort des Jahres.

Mit der "Wahl zum Wort-" bzw. "Unwort des Jahres" soll das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung gefördert werden.

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